Basel-Stadt

Überraschung beim Vaterschaftstest im Zoo Basel

Mutter Maja mit dem Nachwuchs
Mutter Maja mit dem Nachwuchs (Bildquelle: Zoo Basel)

Für das Erhaltungszuchtprogramm wollte der Zoo Basel herausfinden, wer der Vater von Orang-Utan-Mädchen Padma ist. Die Überraschung folgte postwendend.

Wer ist der Vater von Orang-Utan-Mutter Majas (11) Tochter Padma? Diese Frage beschäftigt den Zoo Basel vor allem aus einem Grund: Für Orang-Utans existiert ein Erhaltungszuchtprogramm. Dort wird dafür gesorgt, dass in den Zoos nur möglichst passende Orang-Utan-Paare miteinander Nachwuchs haben. Passend heisst im Fall der Erhaltungszuchtprogramme, dass die Partner möglichst wenig verwandt sein sollten, damit die genetische Variabilität der Zoo-Population erhalten bleibt.

Wer ist der Vater?

Lebt nur ein einzelnes geschlechtsreifes Männchen in einer Gruppe von Weibchen, stellt sich die Frage nach der Vaterschaft nicht. Auch im Falle des Erzeugers von Majas im August letzten Jahres geborener Tochter Padma schien auf den ersten Blick alles klar zu sein: Neun Orang-Utans leben im Zoo Basel in drei verschiedenen Familien-Gruppen mit je einem Männchen, und einem Weibchen mit Jungem. Leise Zweifel hegte man bei den Orang-Utans im Zoo Basel aber doch, wenn es um die Frage der Vaterschaft geht.

Da alle Gruppen am Gitter Kontakt miteinander haben, werden Orang-Utan-Junge routinemässig einem Vaterschaftstest unterzogen - so auch Padma. Mit einem speziellen Wattestäbchen nahmen die Tierpfleger von ihr und anderen allen Orang-Utans Speichel-Proben. Die Probe ging zur Analyse ins Labor für Forensische Genetik des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Basel. Mit derselben Methode, welche auch beim Menschen zur Anwendung kommt, untersuchte das Labor, wer als Padmas Vater in Frage kommt. Da die Mutter und alle potentiellen Väter analysiert werden, kann der Vater eindeutig bestimmt werden.

Überaschende Nachricht aus dem Labor

Bisher hatte es bei diesen Überprüfungen noch nie Überraschungen gegeben. Diesmal war es anders: Vater der kleinen Padma ist nicht Budi (14), der mit Mutter Maia zusammenlebt, sondern Vendel (18), der Maja nur ab und zu am Gitter trifft. Aus biologischer Sicht erstaunt das Resultat weniger. Vendel ist das "Backenwülster-Männchen" im Zoo Basel - sprich, der an seinen ausladenden Backenwülsten erkennbare und dominante Orang-Utan des Männertrios.

Auch in der Natur suchen die Weibchen den "Backenwülster" auf, wenn sie brünstig sind, und verpaaren sich mit diesem. Die nicht dominanten Männchen versuchen zwar auch ihr Glück, auch immer wieder mit Erfolg. Aber einem Männchen mit Backenwülsten können manche Weibchen offensichtlich nicht widerstehen.

Hintergrund:

Die vom Labor für Forensische Genetik vom Institut für Rechtsmedizin der Universität Basel angewendete Verfahren heisst STR-Analyse („short tandem repeats“). Für die Orang-Utans werden kommerziell verfügbare Tests verwendet, die standardmässig in der forensischen Genetik für die Personen- und Spurenanalyse angewendet werden. Da diese spezifisch für das humane Genom gemacht sind, erhält man nicht genau die Ergebnisse die man bei Menschen erwarten würde. Die Wissenschaftler im Labor analysieren dann die Ergebnisse «von Hand» und müssen sich die Stellen im Genom, welche verglichen werden selber zusammensuchen.

Die Überprüfung der Abstammung erfolgte prinzipiell gleich wie bei menschlichen Probanden. Da der Nachwuchs jeweils ein Allel von der Mutter und eines vom Vater geerbt haben muss, werden die Profile der Mutter, der potentiellen Väter und des Jungtieres verglichen und auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede geprüft. Normalerweise würden die so gewonnenen Daten noch mit der Gesamtpopulation biostatistisch verglichen, was bei den Orang-Utans aufgrund fehlender Populationsdaten natürlich nicht möglich war.