Heftige Gewitter im Juli

(Bildquelle: infoticker)

Der Sommer kam im Juli 2017 nicht richtig in Fahrt. Nur im ersten und im zweiten Monatsdrittel gab es einige Tage mit verbreitet viel Sonnenschein und sommerlicher Hitze. Vorherrschend war wechselhaftes Wetter durchsetzt mit häufigen und lokal ungewöhnlich kräftigen Schauern und Gewittern. Im...

In den ersten zwei Julitagen führte ein umfangreiches Tiefdrucksystem über Nordeuropa kühle und feuchte Luft zur Schweiz. Die Tagesmitteltemperatur lag verbreitet 3 bis 4 Grad, auf der Alpensüdseite am 1. Juli regional auch 4 bis 5 Grad unter der Norm 1981–2010. Die Alpensüdseite zeigte sich aber recht sonnig, während nördlich der Alpen trübe und regnerische Bedingungen herrschten.

Kurze Sommerhitze

Sonniges Hochdruckwetter brachte vom 3. bis am 8. Juli den Sommer zurück. Die Tageshöchstwerte stiegen am 4. über 25 Grad und vom 5. bis am 8. Juli über 30 Grad. Am heissesten wurde es am 8. Juli mit 34 Grad am Nordrand der Schweiz und in Genf sowie mit 33 bis 35 Grad im zentralen Wallis.

Extreme Gewitterflut

Bereits am 5. und am 7. entwickelten sich in der Hitze abendliche Gewitter. Am Abend des 8. Juli tobte ein ungewöhnlich heftiges Gewitter im Grenzgebiet Solothurn, Aargau, Luzern. Innerhalb von drei Stunden fielen von Wynau über Zofingen bis Unterkulm 70 bis 80 mm Regen. Das sind rund zwei Drittel einer durchschnittlichen Julimenge. Die Wassermassen verursachten in der Region Zofingen massive Schäden.

Ein seltenes Ereignis

Ein 3-Stunden Niederschlag von 70 mm oder mehr ist in dieser Region über einen langen Zeitraum betrachtet seltener als alle 30 Jahre zu erwarten. Alle 50 Jahre ist hier eine 3-Stunden Summe zwischen 44 und 75 mm, alle 100 Jahre eine 3-Stunden Summe zwischen 45 und 89 mm zu erwarten. Die Gewitterflut vom 08. Juli 2017 war in der betroffenen Region also ein ungewöhnlich extremes und damit möglicherweise seltenes Niederschlags-Ereignis.

Hagel mischte mit

Die massiven Regenfälle vom 08. Juli 2017 gingen einher mit einem grossflächigen Hagelzug. Heftiger Regen in Kombination mit Hagel verursacht immer wieder Probleme beim Wasserabfluss. Ein dichter Hagelfall reisst oft viel Laub von den Bäumen. Die am Boden zusammengeschwemmte Masse aus Hagelkörnern und Laub verstopft schnell die Wasserabläufe in den Strassen, was fast sicher zu Überschwemmungsschäden führt. Nach den vorliegenden Informationen war dies am 08. Juli 2017 auch in Zofingen der Fall.

Bild: MeteoSchweiz

Gewitterluft aus Südwesten

Vom 9. bis am 11. Juli führte eine Südwestströmung immer wieder Schauerstaffeln über die Schweiz. In der feuchtschwülen Luft entluden sich vielerorts Gewitter mit zum Teil kräftigen Regengüssen. Die Tageshöchstwerte stiegen auf 25 bis 28 Grad. Nach einem Kaltfrontdurchzug aus Westen erreichten die Tageshöchstwerte am 13. nördlich der Alpen noch 23 bis 25 Grad, vereinzelt auch 26 Grad. Auf der Alpensüdseite und im Wallis reichte es bei sonnigen Verhältnissen für hochsommerliche 29 bis 30 Grad.

Nochmals kurz heiss

Nach einer kühlen Nordwestströmung am 14. und 15. Juli brachte ein vom Atlantik nach Europa ziehendes Hochdruckgebiet zunehmend sonnige Verhältnisse. Am 18. und 19. erreichten die Tageshöchstwerte verbreitet 28 bis 32 Grad, in Sion und in Chur knapp 34 Grad.

Das Hochdruckgebiet verabschiedete sich am 19. mit heftigen abendlichen Gewittern entlang der Voralpen. Am Messstandort Adelboden fiel mit 27,5 mm die grösste 10-Minuten Regensumme und mit 47,9 mm die höchste 1-Stunden Regensumme seit Messbeginn 1983. In Luzern erreichte eine Gewitterböe 110.5 km/h. Es war die vierthöchste sommerliche Windspitze am Messstandort Luzern seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1981.

Und wieder Gewitterluft aus Südwesten

Vom 20. bis 22. Juli lag die Schweiz erneut in einer Südwestströmung mit häufiger Schauer- und Gewitteraktivität. Am Abend des 21. zogen Gewitter praktisch über die gesamte Alpennordseite hinweg. Am darauffolgenden Abend überquerte eine ausgeprägte Gewitterlinie das zentrale und östliche Mittelland.

Neben unzähligen Blitzen gab es lokal intensive Regengüsse und kräftige Windböen. Luzern registrierte am 21. knapp 100 km/h und am 22. erneut 100 km/h. Am 22. gab es in Ulrichen im Oberwallis mit 96.1 km/h die stärkste Gewitterböe seit Messbeginn 1981. Höhere Windspitzen lieferten hier nur Winterstürme.

Kühl und regnerisch im Norden, sonnig und warm im Süden

Mit der Umstellung auf eine West- und Nordwestströmung floss ab dem 23. Juli kühle und feuchte Luft zur Alpennordseite. Bei regnerischen und trüben Verhältnissen sank die Tagesmitteltemperatur verbreitet 3 bis 5 Grad, in den Bergen 5 bis 7 Grad unter die Norm 1981–2010. Am zentralen und östlichen Alpennordhang fielen am 25. oberhalb von etwa 2'600 Metern rund 10 cm Neuschnee.

In den Niederungen der Alpensüdseite stiegen derweil die Tageshöchstwerte bei kräftigem Nordföhn und ziemlich sonnigen Verhältnissen auf 26 bis 30 Grad. Am Abend des 23. sowie am Vormittag des 24. gingen im Tessin und in Südbünden zum Teil kräftige Gewitterregen nieder.

Sehr unterschiedliche Niederschlagsmengen

Die unterschiedliche Gewittertätigkeit brachte regional sehr unterschiedliche Niederschlagssummen. Im Südtessin fiel weit weniger als die Hälfte der normalen Julimenge. In der Ostschweiz hingegen stiegen die Monatssummen lokal auf 130 bis 150 Prozent der Norm 1981-2010.

Artikelfoto: Eugen Müller