Kantone

Extrem sonnenarmer November auf der Alpensüdseite

Der Föhn zerzaust die Hochnebeldecke im Muotatal.
Der Föhn zerzaust die Hochnebeldecke im Muotatal. (Bildquelle: Daniel Gerstgrasser)

Der November zeigte sich im Mittel über die ganze Schweiz 1.6 Grad milder als die Norm 1981‒2010. Auf der Alpensüdseite brachte der Monat eine extreme Sonnenarmut. In den zentralen und östlichen Landesteilen blieben die Niederschlagsmengen verbreitet deutlich unter der Norm. Mit dem November endet der landesweit drittwärmste Herbst seit Messbeginn. Neben der Wärme brachte der Herbst im Norden sehr viel Sonnenschein und extrem wenig Niederschlag.

Nach dem drittsonnigsten September und einem etwas überdurchschnittlich sonnigen Oktober machte sich die Novembersonne auf der Alpensüdseite extrem rar. Die Messstandorte Lugano und Locarno-Monti registrierten den bei weitem sonnenärmsten November in den ab 1959 homogen verfügbaren Messreihen. Gemittelt über die beiden Messstandorte lag die Sonnenscheindauer nur gerade bei 33 Prozent der Norm 1981‒2010 (Stand 28.11.2018). Alle bisherigen Novembermonate brachten eine Sonnenscheindauer von mindestens 60 Prozent der Norm.

Tiefdrucklagen in Serie

Vom 1. bis zum 13. November war die Schweiz fest in der Hand von Tiefdruckgebieten. Die Tiefdruckzentren lagen abwechselnd über dem Atlantik oder über dem westlichen Mittelmeer. Sie lösten über dem Alpenraum Süd- oder Südwestströmungen mit häufigem Föhn aus. Die Alpensüdseite lag frontal im Anströmungsgebiet und verschwand unter einer permanenten Wolkendecke. Daraus fielen erhebliche Niederschlagsmengen. Am 6. November trat der Lago Maggiore über die Ufer, nachdem er zehn Tage zuvor noch Niedrigwasser verzeichnete und nach den Starkniederschlägen Ende Oktober das Normalniveau erreichte. Der Anstieg des Seespiegels vom Niedrigwasser bis zur Überschwemmung betrug 2.6 m.

Viel Föhn

Während es auf der Alpensüdseite durchgehend trüb war, brachte der Föhn nördlich des Alpenhauptkamms recht sonnige Tage, vor allem vom 5. bis am 9. sowie am 11. und 12. November. Am Alpennordhang war der Föhn ein Dauergast. Chur als klassischer Föhnstandort registrierte vom 1. bis zum 13. November ausser am 2. an allen Tagen Föhntätigkeit. Weitere Tage mit Föhn kamen später im Monat dazu. Bis zum 25. November summierten sich in Chur die Föhnstunden auf 146. Mehr Novemberföhn gab es in Chur seit Beginn der automatischen Messungen im Jahr 1981 nur im Jahr 2000 mit 151 Stunden.

Hochdruckgebiete bringen Hochnebel

Vom 14. bis am 18. November wurden Hochdruckgebiete zunächst über Ost- und anschliessend über Nordeuropa in der Schweiz wetterbestimmend. Sie sorgten über den Niederungen der Alpennordseite, ab dem 16. auch auf der Alpensüdseite für hartnäckigen Hochnebel mit Obergrenzen von bis 1700 m, der sich tagsüber nur teilweise auflöste. Am 17. lag auf der Alpensüdseite hochnebelartige Bewölkung gar bis auf eine Höhe von 3000 m. Über dem Hochnebel war es meist recht sonnig.

Herrliche Nebelimpressionen vom November 2018
Herrliche Nebelimpressionen vom November 2018 (Bildquelle: Daniel Gerstgrasser)

Etwas Schnee bis ins Flachland

Am Abend des 18. November wurde die Schweiz von feuchter Kaltluft aus Osten erfasst. Der 19. und 20. brachte beidseits der Alpen etwas Schnee bis in tiefe Lagen. Genf registrierte am Morgen des 20. November 6 cm Neuschnee. Am 21. November überquerte eine schwache Störungszone die Schweiz von West nach Ost. Etwas Niederschlag fiel aber nur in der Westschweiz.

Schnee in den Südalpen

Tiefdruckgebiete über Westeuropa lösten ab dem 22. November erneut Südwestströmungen über dem Alpenraum aus. Am 23. und 24. kam wieder der Föhn ins Spiel. Auf der Alpensüdseite brachte er in Höhenlagen über 1500 m 20 bis 40 cm Neuschnee.

Regional ausgeprägte Niederschlagsarmut

Während auf der Alpensüdseite die Niederschlagssummen im November deutlich über der Norm 1981‒2010 lagen, zeigte sich der Monat vor allem in der Zentral- und Ostschweiz ausgesprochen niederschlagsarm. An den Messstandorten St. Gallen und Zürich fielen weniger als 30 Prozent der Norm. Entlang des zentralen und östlichen Alpennordhangs blieben die Werte gebietsweise gar unter 20 Prozent der Norm 1981‒2010 (Stand 26.11.2018).

Grosse Unterschiede beim Zeitpunkt des Blattfalls

Der Blattfall der Buche begann an den frühesten Standorten schon im September. Im November wurde er vor allem an tiefer gelegenen Stationen beobachtet, dies meist später als normal. Über alle Stationen gemittelt, fielen die Buchenblätter jedoch 3 Tage früher als im Durchschnitt der Periode 1981‒2010, also etwa zu einem normalen Zeitpunkt. Dasselbe Muster mit einer sehr grossen Spannweite von sehr frühen bis sehr späten Terminen zeigten auch die Rosskastanie und die Birke. Im Mittel fand der Blattfall bei beiden Arten 2‒3 Tage früher statt als im Durchschnitt (Vergleichsperiode der Rosskastanie 1981‒2010, Birke 1996‒2017). Interessant bei der Birke ist, dass es bei der Blattverfärbung und beim Blattfall einzelne Stationen gab, bei denen diese phänologische Phase noch nie so spät beobachtet wurde wie im aktuellen Jahr.

Beim Blattfall der Vogelbeere, der im Durchschnitt (1996‒2017) Mitte Oktober stattfindet, konnten 45 Prozent der Beobachtungen als "spät" und "sehr spät" eingeordnet werden und häufig fielen die Blätter erst im November. Die Gründe für diese grossen zeitlichen Unterschiede von Blattverfärbung und Blattfall sind in der Hitze und Trockenheit im Sommer und vor allem auf der Alpennordseite im milden, sturmarmen Wetter im Herbst zu suchen.

Im November ging die Nadelverfärbung der Lärchen unterhalb von rund 1000 m weiter, meist etwas später als im Durchschnitt. Der Nadelfall begann in der zweiten Oktoberhälfte gleichzeitig in den Bergen und im Tiefland. Im November wurde der Nadelfall der Lärchen vor allem aus tiefer gelegenen Stationen gemeldet. Bisher liegt der Nadelfall der Lärchen zeitlich ungefähr im Durchschnitt. Allerdings zeigen sich viele Lärchen im Mittelland noch im gelben Nadelkleid, so dass wir noch bis im Dezember warten müssen, um den Nadelfall der Lärchen definitiv einordnen zu können.

Kirschbäume im Tafeljura in Gipf-Oberfrick
Kirschbäume im Tafeljura in Gipf-Oberfrick (Bildquelle: Regula Gehrig )

Drittwärmster Herbst

Im landesweiten Mittel stieg die Herbsttemperatur 1.8 Grad über die Norm 1981–2010. Der drittwärmste Herbst folgte auf den drittwärmsten Sommer und den viertwärmsten Frühling. Vier der fünf wärmsten Herbste wurden innerhalb der letzten 15 Jahre registriert. Mehr Wärme brachten bisher nur der Herbst 2014 mit 8.1 Grad und der Rekordherbst 2006 mit 8.7 Grad im landesweiten Mittel.

Alle Herbstmonate zu warm

Die Septembertemperatur lag im landesweiten Mittel 2.3 Grad über der Norm 1981‒2010. Sie belegt damit Rang sieben in der Messreihe seit 1864. Lokal war es auch der zweit oder drittwärmste September seit Messbeginn. Die landesweite Oktoberwärme erreichte mit 1.5 Grad über der Norm Rang sechs seit Messbeginn 1864. Die Alpensüdseite erlebte mit 2.0 bis 2.6 Grad über der Norm 1981‒2010 eine neue Oktober-Rekordwärme. Der November fällt mit schweizweit 1.5 Grad über der Norm nicht unter die zehn wärmsten Novembermonate.

Ausgeprägte Niederschlagsarmut im Norden

Der Herbst 2018 gehört auf der Alpennordseite zu den niederschlagsärmsten seit Messbeginn 1864. Die Niederschlagssumme von September bis November erreichte nur 44 Prozent der Norm 1981‒2010 (Stand 27.11.2018). Ähnlich niederschlagsarm war der Herbst auf der Alpennordseite letztmals 1978. Die Alpensüdseite registrierte eine herbstliche Niederschlagssumme im Bereich der Norm oder leicht darüber. Auf der Alpennordseite zeigt der Herbst seit dem Jahr 2005 eine ausgeprägte Tendenz zu unterdurchschnittlichen Niederschlagsmengen. Auf der Alpensüdseite ist keine solche Tendenz feststellbar.

Im September erreichten die Niederschlagssummen in der Westschweiz sowie auf der Alpensüdseite meist nur 20 bis 30 Prozent der Norm 1981‒2010. Im Mittelland, im Wallis und in Graubünden fielen verbreitet 30 bis 80 Prozent der Norm. Entlang des Alpennordhangs gab es Niederschlagsmengen zwischen 80 und 100 Prozent der Norm 1981‒2010.

Der Oktoberniederschlag stieg als Folge eines Starkniederschlagsereignisses am Monatsende von den Wallisern Südtälern über das Oberwallis, das Gotthardgebiet und das Tessin bis nach Graubünden verbreitet auf 150 bis 250 Prozent der Norm 1981‒2010. Lokal gab es auch Werte über 250 Prozent der Norm. In der Westschweiz lieferte der Oktober hingegen gebietsweise nur 20 bis 30 Prozent der Norm 1981‒2010. In den übrigen Gebieten der Schweiz lagen die Oktobermengen meist zwischen 30 und 60 Prozent der Norm.

Der November zeigte sich vor allem in der Zentral- und Ostschweiz ausgesprochen niederschlagsarm. Im östlichen Mittelland fielen regional weniger als 30 Prozent der Norm 1981‒2010. Entlang des zentralen und östlichen Alpennordhangs blieben die Werte gebietsweise gar unter 20 Prozent der Norm (Stand 26.11.2018). Auf der Alpensüdseite lagen die Novembersummen deutlich über der Norm 1981‒2010.

Sehr sonnig im Norden

Nördlich der Alpen bewegte sich die herbstliche Sonnenscheindauer regional weit über der Norm 1981‒2010. Zürich registrierte mit 147 Prozent der Norm den drittsonnigsten Herbst seit Messbeginn 1884. In Basel war es 140 Prozent der Norm der viertsonnigste, in Genf mit 127 Prozent der Norm der fünftsonnigste Herbst in den über 100-jährigen Messreihen. Auf der Alpensüdseite lag die herbstliche Sonnenscheindauer im Bereich der Norm 1981‒2010.

Der Herbst startete mit einem schweizweit sehr sonnigen September. Genf erlebte den drittsonnigsten, Zürich den viertsonnigsten September seit Messbeginn vor über 100 Jahren. Unter den Messstandorten mit homogenen Messreihen seit 1959 wiesen Luzern und St. Gallen den sonnenreichsten, Lugano und Locarno-Monti den drittsonnigsten September aus.

Der Oktober brillierte vor allem im Norden mit sehr sonnigem Wetter. In Zürich war es der drittsonnigste, in Genf der viertsonnigste Oktober seit Messbeginn vor über 100 Jahren. Basel und Bern registrierten einen der zehn sonnigsten Oktober in ihren über 100-jährigen Messreihen. Auf der Alpensüdseite gab es keine Oktober-Spitzenplätze.

Der Herbst verabschiedete sich auf der Alpensüdseite mit dem bei weitem sonnenärmsten November in den ab 1959 homogenen Messreihen. Regional lag die Sonnenscheindauer unter 40 Prozent der Norm 1981‒2010 (Stand 28.11.2018). Auch in der übrigen Schweiz brachte der November verbreitet eine unterdurchschnittliche Sonnenscheindauer.