10‘000 Tiere landen jährlich als Versuchsobjekte im Unterricht

(Bildquelle: tiburi (CC0))

Die jährlich veröffentlichte Statistik des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) zum Einsatz von Versuchstieren in der Schweiz enthüllt: Während die Gesamtzahl an Tieren, die für Tierversuche eingesetzt werden, im Jahr 2018 leicht zurückgegangen ist, verzeichnet der Bereich Ausbildung, Bildung und Lehre einen Zuwachs um über 13 Prozent. Eine Expertenrunde hat die Situation am 9. Forum der Stiftung Animalfree Research analysiert und Alternativen präsentiert.

Das Schweizer Tierschutzgesetz verlangt vom BLV eine jährliche Statistik über alle im Inland durchgeführten Tierversuche. Der historische Vergleich der Daten zeigt, dass Tierversuche vor rund 30 Jahren einen starken Rückgang verzeichnet haben. Seit 20 Jahren ist jedoch kein nennenswerter Fortschritt mehr zu erkennen - die Zahlen zeigen einen Stillstand.

Besonders auffällig an der Statistik zum Jahr 2018 ist der markante Anstieg vom Einsatz von Tieren im Bildungswesen. Gegenüber 2017 lässt sich ein Anstieg von 13.1 Prozent ausmachen. 10‘167 Tiere kamen 2018 an Universitäten, Schulen und Ausbildungsplätzen zum Einsatz.

Die Statistik erfasst jedoch nicht alle für die Ausbildung genutzten Tiere und Tierarten. Schliesslich sind bis auf wenige Ausnahmen an wirbellosen Tieren nur lebende, für die Ausbildung beschaffte Wirbeltiere meldepflichtig. Für den Unterricht tot gekaufte Fische oder Insekte fallen somit durch das Raster und werden in keiner zentralen Datenbank erfasst.

Alternativmethoden geniessen hohe Akzeptanz

Die Stiftung Animalfree Research setzt sich seit über 40 Jahren für eine Forschung ohne Tierversuche ein und rückt nun auch das Feld Ausbildung und Lehre in den Fokus der Öffentlichkeit. Mit einer Umfrage bei Lehrpersonen an Kantonsschulen und Gymnasien sowie dem am 31. Oktober durchgeführten Forum mit dem Titel "Animalfree education" wird die Problematik aktiv angegangen. Am Forum präsentierten vier internationale Fachexperten aus Wissenschaft und Forschung ihre Erkenntnisse zu Alternativmethoden und deren Erfolgsaussichten.

Prof. Dr. Andrew Knight, erfahrener Tierarzt und Professor an der University of Winchester betont: "An einem echten Tier das veterinärmedizinische Handwerk zu lernen, kann sehr stressig sein. Studierende legen grossen Wert auf das Wohl ihrer Patienten und wollen so kompetent wie möglich sein, wenn sie mit echten Operationen beginnen. Tiermodelle und -simulatoren können ihnen dabei helfen, ihre chirurgischen Fähigkeiten und die Patientensicherheit zu verbessern. Studierende, die mit guten Simulationen arbeiten, berichten über äusserst positive Erfahrungen."

Indizien für einen Bedarf an mehr Informationen über die Vielfalt und Einsatzmöglichkeiten von tierfreien Ausbildungsmodellen zeigt auch die von Animalfree Research aktuell noch laufende Umfrage unter Lehrkräften. Alle Befragten führen Sezierungen und Präparationen von Tieren oder Tierteilen durch. Weniger als die Hälfte kennt Alternativen, wären jedoch interessiert, solche im Unterricht einzusetzen.