Was Schweizer Singles wollen

(Bildquelle: infoticker)

Ein Drittel der Schweizer Bevölkerung ist single. Zwei Drittel von ihnen hätten zwar gerne einen Partner, die überwiegende Mehrheit wartet aber lieber ab, bis ihnen Mr. oder Mrs. Right zufällig über den Weg läuft. Am häufigsten suchen Männer und Singles unter 40 Jahren aktiv nach einem neuen...

Ein Drittel der Schweizer Bevölkerung ist single. Fast die Hälfte von ihnen ist schon länger als drei Jahre alleinstehend. Bei den 18-29 Jährigen ist rund jeder Zweite ohne Partner, während es bei den 30-49 Jährigen nur jeder Vierte und bei den über 50-Jährigen jeder Dritte ist.

Die Sehnsucht nach einem Partner ist bei den Meisten durchaus vorhanden: 68 Prozent der Single-Männer und 62 Prozent der Single-Frauen geben an, sich eine Partnerschaft zu wünschen. Doch nur jeder zehnte Mann und noch weniger Frauen sagen, sie seien aktiv auf der Suche. Am aktivsten sind vor allem Singles zwischen 30-39 Jahren. Die übrigen der partnerwilligen Singles aber vertrauen auf das Schicksal und "lassen es auf sich zukommen".

Mit einer Checkliste zum Wunschpartner

Doch wie beurteilen Singles, ob im entscheidenden Moment Mr. oder Mrs. Right vor ihnen steht? Egal ob Mann oder Frau: Zwei Drittel der Singles (63 Prozent) geben an, spontan zu entscheiden, ob ihnen jemand gefällt oder nicht. Jeder Achte (12 Prozent) hat aber eine gedankliche oder sogar aufgeschriebene Checkliste mit Merkmalen, die ein potentieller Partner erfüllen muss, um in die nähere Auswahl zu kommen. Weitere 21 Prozent haben zwar eine Checkliste, hören aber trotzdem nur auf ihr Gefühl, wenn es ernst wird.

Und doch gibt es offensichtlich eine – wenn auch für viele unbewusste - Checkliste der Kriterien, die ein Partner vorzugsweise aufweisen sollte. Vor allem Single-Frauen wissen ganz genau, was ihnen an einem Partner "sehr wichtig" ist: Ehrlichkeit, Treue, Zuverlässigkeit, Humor und Empathie. Diese Kriterien werden in der gleichen Reihenfolge auch von den Männern genannt, doch mit wesentlich geringerer Zustimmung als bei den Frauen.

Parship-Psychologin Barbara Beckenbauer findet die Resultate erstaunlich: "Die Studienergebnisse zeigen, dass nach wie vor das romantische Liebesideal und nicht etwa pragmatische Faktoren dafür ausschlaggebend sind, ob wir eine neue Bekanntschaft als potentiellen Partner in Betracht ziehen. Es ist tatsächlich bemerkenswert wie viele beziehungsrelevanten Kriterien – wie Treue oder Empathie – genannt wurden und im Gegensatz dazu Karriere, Status, Geld etc. kaum als relevant erachtet werden."

Attraktivitätsmerkmale entsprechen Klischees, das Alter des Wunschpartners nicht

Gefragt, welche Merkmale einen potenziellen Partner attraktiv machen, stehen bei Männern wie Frauen freundliche Umgangsformen und gepflegtes Aussehen an erster Stelle. Doch hier enden die Gemeinsamkeiten auch schon: Während Frauen an dritter bis fünfter Stelle Stil und Manieren, Selbstbewusstsein und Geruch nennen, orientieren sich Männer vor allem an einem attraktiven Körperbau, einem schönen Gesicht und Sex Appeal.

Dazu Barbara Beckenbauer: "Es fällt auf, dass Frauen Merkmale sehr wichtig finden, die nicht in Stein gemeisselt sind, d.h. die man mit der richtigen Einstellung und Motivation verändern kann. Ein Mann kann also mit etwas Fleiss seine Erfolgschancen bei Frauen relativ einfach aufbessern." 

Ein Klischee hat die Umfrage aber nicht bestätigt: Geht es um das Alter des zukünftigen Partners, suchen zwar immer noch 35 Prozent der Frauen einen älteren Partner und 39 Prozent der Männer eine jüngere Partnerin. Doch die Mehrheit der Befragten weicht von dieser traditionellen Konstellation ab, besonders Frauen: 13 Prozent von ihnen können sich einen jüngeren Mann an ihrer Seite vorstellen. Ein Drittel der befragten Singles hätte gerne einen gleichaltrigen Partner und einem Viertel ist das Alter des zukünftigen Partners völlig egal.

Single-Dasein in der Schweiz nichts Aussergewöhnliches mehr

Ein Drittel der befragten Schweizer Singles behauptet von sich, derzeit oder sogar in Zukunft nicht auf der Suche nach einem Partner zu sein. Die Gründe für das selbstgewählte Single-Dasein sind vielfältig, unterscheiden sich aber teilweise markant zwischen den Geschlechtern: Männer geben am häufigsten an, nach mehreren Beziehungen als Single einfach glücklicher zu sein, genug Single-Freunde um sich zu haben, um sich nicht einsam zu fühlen oder auch beruflich zu stark eingespannt zu sein, um auf Partnersuche zu gehen. Single-Frauen hingegen wollen in erster Linie keine Kompromisse mehr eingehen müssen, fühlen sich dank ihrer Single-Freunde aufgehoben.

Dazu Parship-Psychologin Barbara Beckenbauer: "Die Umfrage zeigt einmal mehr den Wandel in der Gesellschaft und den heutigen Status der Singles. Der Trend, über einen längeren Zeitraum nicht in einer Beziehung zu leben ist – vor allem in den Städten – eine mittlerweile akzeptierte Alternative." Dennoch ist Beckenbauer überzeugt: "Wenn man dem oder der Richtigen begegnet, wird auch der zufriedenste Single sein Single-Dasein überdenken.

Regionaler Blick auf die Singles in der Schweiz:

  • Single-Dichte: Die höchste Singledichte findet man in der Nordwestschweiz (42 Prozent), während in der Zentral- und Ostschweiz am wenigsten Single anzutreffen sind (24 Prozent bzw. 27 Prozent)
  • Single-Dauer: Die meisten Langzeitsingles (mehr als drei Jahre single) leben in der Westschweiz (54 Prozent) und im Raum Bern (53 Prozent)
  • Aktive Partnersuche: Zürcher Singles sind bei der Partnersuche am aktivsten (17 Prozent), während von den befragten Berner Singles kein Einziger das Schicksal selbst in die Hand nimmt
  • Dazu passt: Beziehungsmuffel, die weder jetzt noch in Zukunft an einer Partnerschaft interessiert sind, findet man am häufigsten im Raum Bern (45 Prozent), am seltensten in Zürich und im Mitteland (33 Prozent bzw. 31 Prozent)
  • Checklisten bei der Partnersuche kommen am häufigsten bei Ostschweizern zum Einsatz (37 Prozent), während nur jeder vierte Berner Single (23 Prozent) damit etwas anfangen kann
  • Das Alter des neuen Partners ist vor allem West- und Ostschweizern egal (30 Prozent bzw. 29 Prozent). Mittelländer und Zürcher bevorzugen am häufigsten einen gleichaltrigen Partner (37 Prozent bzw 36 Prozent), während dies bei nur 19 Prozent der Berner der Fall ist