Warum Facebook und Google uns in die Armut treiben können

Wenn wir in unserem Alltag ein Problem haben, dann fragen wir in vielen Fällen Google. Oft vergessen wir dabei, dass uns die ungefilterten Ergebnisse ganz bös in die Irre führen können. Ein persönlicher Erfahrungsbericht von Markus Döbeli, Geschäftsführer der Schweizerischen Stiftung für die Familie.

Das Telefon klingelt. Ein Familienvater erzählt mir, dass seine Familie aufgrund seiner Arbeitslosigkeit total überschuldet sei. Wenn sie den Mietzins-Rückstand bis Ende Monat nicht überweisen, dann würde sie der Vermieter aus der Wohnung ausweisen.Leider ist dies bei unserer Beratung von Familien in Not kein Einzelfall.

Viele Haushalte sind überschuldet

Laut Bundesamt für Statistik leben 40 Prozent der Bevölkerung in einem Haushalt mit Schulden.. In unserer Beratung sehen wir wie stabile Familien an den Kreditraten zugrunde zu gehen drohen. Wer Schulden hat oder gar in der Leasing- oder Kleinkreditfalle steckt, braucht dringend eine Schuldenberatung bzw. Schuldensanierung. Familien, die ausserhalb der Region Zürich wohnen, können für eine Schuldenberatung nicht nach Zürich zur Schweizerischen Stiftung für die Familie kommen. Hier vermitteln wir Familien an eine seriöse Schuldenberatungsstelle in ihrer Region.

Neuverschuldung statt Schuldensanierung

Im oben beschriebenen Beispiel vom Familienvater suchte ich eine Schuldenberatung. Irgendwie klicke ich bei meinen Lesezeichen auf einen falschen Link und lande an einem ganz andern Ort. «Kein Problem», denke ich und tippe «Schuldenberatung» und den entsprechenden Wohnort direkt in Google ein. Bei den Suchergebnissen von Google reibe ich mir die Augen. Jetzt versuche ich es mit «Schuldensanierung» und erhalte praktisch dieselbe Liste: Zuoberst lese ich Aussagen wie «Schuldensanierung – Nur noch eine Rate für alles» oder «Wir helfen Ihnen sicher zum Ziel. Ab CHF 10‘000.- schnell und günstig». Natürlich zeigt mir ein zweiter kritischer Bick, dass es sich um Anzeigen von Kreditfirmen handelt. Aber selbst bei den Suchergebnissen unterhalb der Anzeigen finde ich einzelne Links, wo versucht wird, mir einen Kredit als «Schuldensanierung» zu verkaufen.

Im Klartext: Wenn eine überschuldete Familie seriöse Beratung sucht, dann landet sie zuerst bei einem Kredit-Anbieter oder bei einem anderen dubiosen «Schuldenberater». Dazu kommen die Werbelügen auf den Plakatwänden oder im Fernsehen: «Es gibt immer eine Lösung», wollen uns die Kredithaie weismachen. Aber nie – und dieses Wort meine ich wirklich so absolut – nie ist ein Kredit die Lösung. Ja, es gibt eine Lösung bei Schulden, aber diese führt ausschliesslich über eine seriöse Schuldensanierung.

Sich helfen lassen

Über die Betreibung hinaus können Schulden für eine Familie gravierende Folgen haben. Wer Mietzinsschulden hat, kann aus der Wohnung ausgewiesen werden. Oder das Elektrizitätswerk kann bei Stromschulden einer Familie den Strom abstellen bzw. einen Zähler installieren, der nur dann Strom liefert, wenn er im Voraus mit Geld gefüttert wird. Ein solcher Zähler ist nicht nur mühsam in der Bedienung, sondern der Strom wird massiv teurer, weil man mit dem Strom gleichzeitig noch die Schulden zurückbezahlt. Auch bei der Krankenkasse sollte ein Zahlungsrückstand vermieden werden bzw. die Schulden so rasch wie möglich beglichen werden.

Wenn uns eine Familie drei Tage vor der Wohnungsausweisung wegen Mietschulden kontaktiert, dann lässt sich die Ausweisung kaum noch verhindern. Wichtig ist bei Schulden oder bei einer drohenden Verschuldung, so rasch wie möglich Hilfe zu suchen.

Hilfe in der Region finden

Seriöse Schuldenberatungen bieten kirchliche und staatliche Stellen und Hilfswerke an. Wir helfen Ihnen gerne bei der Suche. Machen Sie jedoch einen weiten Bogen um die bezahlten Google-Anzeigen (zu erkennen an Wort «Anzeige» direkt neben Link, siehe Bild). Wer auf Google eine bezahlte Anzeige schaltet, hat in den meisten Fällen nur eine Absicht: Er will das Geld aus Ihrem Portemonnaie in seine Firmenkasse bringen.

Die Google-Suche kann auch täuschen

Google führt uns übrigens nicht nur bei den Suchergebnissen zu «Schuldenberatung» in die Irre. Wer beispielsweise nach «Kinderkleidern» oder nach «Kinderwagen» googelt, findet auf diesem Weg nicht immer die besten Angebote. In einigen Vergleichsportalen werden die Firmen nur dann in den Ergebnissen aufgelistet, wenn die Firma für dieses Portal bezahlt hat.

In den Google-Suchergebnissen fehlen zudem Angebote wie die Kinderkleiderbörse gleich um die Ecke oder der Kinderwagen von Tante Erika, der inzwischen ungenutzt im Keller rumsteht und darauf wartet, dass ihn eine neue Familie mit kleinen Kindern übernimmt – kostenlos notabene.

Realität oder Virtualität

Auch im Google- und Facebook-Zeitalter macht es ab und zu Sinn, wenn wir bei Herausforderungen zuerst unsere Verwandten und Freunde um Rat fragen, bevor wir uns an den PC setzen und mühsam die Google-Suchergebnisse auf ihre Seriosität überprüfen. Das persönliche Gespräch führt oft zu besseren und kreativeren Lösungen.

Artikelfotos: familieistzukunft.ch