Kantone

Viele Gewaltopfer wenden sich erst nach langer Zeit an die Polizei

(Bildquelle: infoticker)

Wegen häuslicher Gewalt ist die Kantonspolizei Bern letztes Jahr 945 Mal eingeschaltet worden. Damit ist die Zahl dieser Einsätze fast gleich hoch wie im Vorjahr. Das zeigt die Jahresstatistik 2016 der Berner Interventionsstelle gegen Häusliche Gewalt der Polizei- und Militärdirektion. Viele Opfer...

Tätlichkeiten, Drohungen, Beschimpfungen, einfache Körperverletzungen und Nötigungen: Das sind die häufigsten Straftatbestände im häuslichen Bereich. In der Mehrheit der Fälle sind es die Opfer selbst oder Familienangehörige, die sich bei der Polizei melden.

In einigen Fällen bestand die Gewalt bereits seit sehr langer Zeit oder geschah sehr häufig. Ein Opfer gab beispielsweise zu Protokoll, dass es während rund 14 Jahren alle drei bis vier Monate grün und blau geschlagen wurde. Ein Ehepaar sprach von drei bis vier Eskalationen gegenseitiger Gewalt pro Woche über eine Zeitspanne von rund acht Monaten.

In 88 Prozent der Fälle einseitiger Gewalt war das Opfer weiblich. Bei den Interventionen wegen häuslicher Gewalt treffen die Polizistinnen und Polizisten häufig auch Kinder an. So lebten knapp 700 Kinder in den Familien, bei denen die Polizei im letzten Jahr intervenieren musste.

Teils gefährliche Einsätze

Bei ihren Interventionen wegen häuslicher Gewalt verfolgt die Polizei drei Ziele: Gefahren und Schaden abwehren, strafrechtliche Verfolgung ermitteln und weiterführende Betreuung der Betroffen aufgleisen. Häufig sind die Auseinandersetzungen noch in vollen Gang, wenn die Polizei eintrifft.

Ihre Einsätze sind nicht nur herausfordernd, sondern teilweise auch gefährlich: Bei jeder zehnten Intervention setzen die Täterinnen oder Täter Waffen oder gefährliche Gegenstände ein. Schusswaffen werden mehrheitlich für Drohungen benutzt. Wenn Täter ihre Opfer verletzen, geschieht dies oft mit Alltagsgegenständen, wie Gurte, Geschirr, mobile Einrichtungsgegenstände, Küchenmesser und Werkzeuge.

Zur Beruhigung der Situation wirkt die Polizei oftmals auf eine räumliche Trennung hin. Verhalten sich die Täterinnen oder Täter bei der Intervention sehr aggressiv, kann sie die Polizei auch für 24 Stunden in Gewahrsam nehmen, um weitere Eskalationen zu verhindern.

Artikelfoto: geralt (CC0 Public Domain) - (Symbolbild)