Studien zeigen - Rassismus gegenüber NFL-Quarterbacks sitzt tief

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Rassismus ist im American Football stark ausgeprägt. Wissenschaftler haben nun stereotype Ansichten von Fans im US-Sport nachgewiesen.

Rasse-Stereotype beeinflussen die öffentliche Wahrnehmung von NFL-Quarterbacks in den USA und stellen häufig eine selbsterfüllende Prophezeiung für schwarze Athleten dar. Das zeigen zwei neue Studien der University of Colorado, durchgeführt von Patrick Ferucci, Assistenzprofessor am College of Media, Communication and Information, und Edson Tandoc von der Nanyang Technological University.

"Wir alle wissen, dass es Vorurteile überall gibt. Das ist unbestreitbar. In diesen beiden Studien ging es darum, ob sie angewandt werden - und die Antwort ist Ja", sagt Ferrucci. Frühere Analysen haben gezeigt, dass bestimmte Wörter und Phrasen, die im Sport verwendet werden, stark auf Vorurteilen basieren. Farbigen Athleten wird automatisch eine bessere, natürlichere Stärke zugeschrieben. Weisse Sportler werden als intelligenter und bemühter wahrgenommen.

Position nur für weisse Spieler

In der ersten Studie mussten sowohl weisse als auch schwarze College-Studenten Fotos von den NFL-Quarterbacks und Texten über sie mit einer der vier Antwortmöglichkeiten betiteln: physische Stärke, natürliche Begabung, Führungsqualitäten und Intelligenz. Alle Studienteilnehmer haben die Vorurteile angewandt, allerdings erkannte Ferrucci bei dunkelhäutigen Probanden eine häufigere Verwendung von Stereotypen.

Das Klischee des weissen Quarterbacks ist so vorherrschend, dass viele afroamerikanische Athleten gar nicht daran denken, in dieser äusserst wichtigen Position zu spielen. Obwohl an drei der vergangenen vier Super Bowls schwarze Quarterbacks teilgenommen haben, sind nach den Zahlen hauptsächlich weisse vertreten. In der Saison 2015 waren nur 14 Prozent aller Profi-Quarterbacks, die mindestens 100 Yards geworfen haben, schwarz. Zum Vergleich: 2001 waren es noch 35 Prozent. Quarterbacks wie Michael Vick, Robert Griffin oder Tyrod Taylor belegen die Unkorrektheit der stereotypen Ansichten vieler Football-Fans.

Im Sport und im echten Leben

In der zweiten Studie hat sich Ferrucci ausschliesslich mit weissen Probanden aus unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten beschäftigt. Diese wandten die Stereotype zwar auf schwarze Quarterbacks an, aber nicht auf jene ihrer eigenen Rasse. Auch wenn den Teilnehmern ausdrücklich gesagt wurde, ein dunkelhäutiger Quarterback sei intelligent, bewerteten sie ihn dennoch nicht mit dieser Eigenschaft. Bei einem ähnlich beschriebenen weissen Quarterback wurde die Intelligenz aber nicht infrage gestellt. "Wenn wir im Sport schon so stereotyp denken, ist es wahrscheinlich, dass wir im echten Leben ähnlich denken. Das könnte weitaus negativere Konsequenzen haben", betont Ferrucci.

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