Studie zeigt - Vier von fünf Personen in der Schweiz verhüten beim Sex

(Bildquelle: infoticker)

Wer verhütet wie in der Schweiz? Verhütung ist ein individueller Entscheid. Auswirkungen auf die Gesellschaft bei unerwünschten Schwangerschaften oder bei Komplikationen der Verhütungsmittel sind jedoch nicht zu unterschätzen. Der erste Schweizerische Verhütungsbericht beschreibt die Entwicklung,...

In der Schweiz verhüten 80 Porzent der sexuell aktiven Personen im Alter von 15 bis 49 Jahren mit irgendeiner Methode. Am häufigsten nutzen sie dabei das Kondom oder hormonelle Mittel, gefolgt von Sterilisation und Spirale. Auf die "Pille danach" wird in der Schweiz sehr selten zurückgegriffen. Dies zeigen Daten aus der letzten Schweizerischen Gesundheitsbefragung des Bundesamts für Statistik (BFS).

Seit 1992 führt das BFS die Befragung fünfjährlich durch. Die Antworten zum Sexualverhalten und zur Verhütung hat das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut im Auftrag des Obsan genauer untersucht und daraus den ersten Schweizerischen Verhütungsbericht erstellt.

Grosse Unterschiede je nach Alter

Betrachtet man die Verhütungsmethoden im Einzelnen, zeigt sich bei den verschiedenen Altersgruppen ein sehr unterschiedliches Bild: Die Verwendung des Kondoms und der Einsatz hormoneller Methoden nimmt mit dem Alter ab. Anders ist es bei der Sterilisation. Mit steigendem Alter wächst naturgemäss der Anteil Personen, die sich diesem Eingriff unterzogen haben.

Der Einsatz der Spirale nimmt bis zu einem gewissen Alter zu; ab 45 Jahren setzen Frauen wieder seltener die Spirale ein. Gemäss dem Verhütungsbericht ist die Häufigkeit der Verhütung in der Schweiz im internationalen Vergleich als hoch einzustufen, insbesondere bei der jüngeren Bevölkerung.

Verhütung mit hormonellen Mitteln

Jede vierte 15- bis 49-jährige Frau in der Schweiz verhütet mit der "Pille", einem der sichersten Verhütungsmittel. Auch Frauen mit einem erhöhten Risiko für Komplikationen verwenden sie, unter anderem 20 Prozent der Frauen mit Übergewicht, hohem Blutdruck oder Herz-Kreislauferkrankungen.

Zudem benutzen drei von zehn Raucherinnen sowie eine von zehn Frauen im Alter über 35 Jahren hormonelle Mittel. Aus medizinischer Sicht sollte beim Vorliegen mehrerer dieser Faktoren eine Alternative zur hormonellen Verhütung in Betracht gezogen werden.

Apothekerinnen und Apotheker zur Aufklärung verpflichtet

Sowohl die Ärzteschaft, als auch Apothekerinnen und Apotheker sind verpflichtet, Frauen über gesundheitliche Risiken bei der Verwendung hormoneller Mittel zu informieren. Auch müssen sie darauf hinweisen, dass die Einnahme zusätzlicher Medikamente die hormonelle Verhütung beeinträchtigen kann. Dazu gehören Epilepsiemedikamente, Johanniskrautpräparate, einige Antibiotika und Abführmittel. Insgesamt 7 Prozent der Frauen gaben in der Gesundheitsbefragung an, in den letzten sieben Tagen neben der "Pille" ein weiteres Medikament eingenommen zu haben.

Einflussfaktoren

Ob und wie verhütet wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Jüngere Altersgruppen verhüten deutlich häufiger als ältere. Wer in der italienischsprachigen Schweiz lebt, verhütet seltener als Personen der deutsch- und französischsprachigen Schweiz (70% der sexuell Aktiven in der italienischsprachigen gegenüber je 80 Prozent in der deutsch- und französischsprachigen Schweiz).

Ausländerinnen verhüten seltener im Vergleich zu Schweizerinnen, wie auch Paare ohne Kinder im Vergleich zu jenen mit Kindern. Auch der allgemeine Gesundheitszustand beeinflusst das Verhütungsverhalten: Männer mit chronischen Krankheiten verhüten häufiger als gesunde, Männer, deren psychische Gesundheit eher schlecht ist, verhüten seltener. Bei Frauen zeigt sich dieser Zusammenhang nicht.

Entwicklung von 1992 bis 2012

Insgesamt verhüten in der Schweiz Männer und Frauen zum Zeitpunkt der letzten Befragung (2012) häufiger als in den früheren Jahren. Die Verwendung des Kondoms ist von 1992 bis 2012 in allen untersuchten Altersgruppen gestiegen. Bei den hormonellen Verhütungsmethoden ist in den verschiedenen Altersgruppen kein einheitlicher Verlauf zu erkennen: Die Tendenz zur Einnahme der "Pille" zeigt bei 25- bis 29-Jährigen eher nach unten, bei der jüngsten Altersgruppe eher nach oben. In den Altersgruppen ab 30 Jahren ist keine klare zeitliche Veränderung ablesbar.

Insgesamt ist das Verhütungsbewusstsein in der Schweiz gemäss Verhütungsbericht zufriedenstellend. Allerdings zeigt sich Handlungsbedarf in Bezug auf eine verbesserte Information und Beratung: Dies betrifft insbesondere die italienischsprachige Schweiz, Personen mit beeinträchtigter Gesundheit und Frauen mit Risikofaktoren für hormonelle Verhütung wie Rauchen, Übergewicht oder Herz-Kreislauferkrankungen, v.a. in Kombination mit höherem Alter.

Video: Sex in der Schweiz, die Fakten.

Artikelfoto: sasint (CC0 Public Domain)