Stress und Sorge um den Arbeitsplatz belasten die Arbeitnehmenden in der Schweiz

(Bildquelle: infoticker)

Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden, hat heute den "Barometer Gute Arbeit" präsentiert. Basierend auf einer repräsentativen Umfrage bewerten die Arbeitnehmenden ihre Arbeitsbedingungen. Schlecht benotet werden insbesondere die gesundheitlichen Belastungs-Kriterien und...

Mit dem "Barometer Gute Arbeit" von Travail.Suisse existiert ein menschliches Mass zur Beurteilung der Arbeitsbedingungen. Die Bewertung der Arbeitsbedingungen richtet sich dabei an der Kernfrage nach guter Arbeit im Sinne von zukunftsfähiger Arbeit aus. Zukunftsfähige Arbeit muss die Gesundheit schützen, die Motivation erhalten und den Arbeitnehmenden eine gewisse Sicherheit vermitteln. Auf der Basis einer repräsentativen Umfrage bei 1'500 Erwerbstätigen in der Schweiz werden 20 Kriterien aus den drei zentralen Dimensionen "Gesundheit", "Motivation" und "Sicherheit" bewertet. Es bestätigen sich dabei Ergebnisse, welche uns durch Schilderungen der Mitglieder unserer Verbände und die alltägliche Arbeit bekannt sind.

Stress und psychische Belastung mit schlechtester Bewertung

Der Stress und die psychische Belastung der Arbeit, werden durch die Arbeitnehmenden am schlechtesten beurteilt. So fühlen sich 40 Prozent der Arbeitnehmenden oft oder sehr häufig durch ihre Arbeit gestresst und ein Drittel nimmt die Arbeit als psychologische Belastung wahr. Im Zusammenhang mit dem Wegfall des Euro-Mindestkurses hat der Druck auf die Arbeitnehmenden noch einmal deutlich zugenommen. "Diese Produktivitätspeitsche führt zu einer Überbelastung der Arbeitnehmenden, mit negativen Auswirkungen auf die Gesundheit der einzelnen Arbeitnehmenden, aber auch mit hohen Kosten für die Volkswirtschaft insgesamt", sagt Adrian Wüthrich, designierter Präsident von Travail.Suisse.

Gesundheitsförderung und Förderung der Weiterbildung ungenügend

Weiter zeigt sich, dass die Arbeitnehmenden nicht zufrieden sind mit den Massnahmen, welche der Arbeitgeber zur Gesundheitsförderung getroffen hat. Während für 14 Prozent überhaupt keine Massnahmen getroffen wurden, reichen für weitere 29 Prozent die Massnahmen gar nicht oder nur in geringem Mass aus. Ebenfalls ungenügend ist die Förderung der Weiterbildung der Arbeitnehmenden durch die Arbeitgeber. Mit 46 Prozent erfährt fast die Hälfte der Arbeitnehmenden keine oder nur in geringem Mass eine Förderung ihrer Weiterbildung. Für Nationalrat Jacques-André Maire, Vizepräsident von Travail.Suisse, ist klar: "Gerade mit Blick auf den Fachkräftemangel und die Probleme von älteren Arbeitnehmenden auf dem Arbeitsmarkt, ist es essenziell, dass die Arbeitnehmenden in ihren Weiterbildungsaktivitäten stärker durch die Arbeitgeber unterstützt werden".

Ausgeprägte Sorge um den Arbeitsplatz

Dass die Schweiz ein Problem mit den älteren Arbeitnehmenden hat, unterstreicht der «Barometer Gute Arbeit» von Travail.Suisse eindrücklich. Bereits in der kurzfristigen Perspektive sehen die älteren Arbeitnehmenden ihre Arbeitsplätze stärker bedroht als die übrigen Alterskategorien. Erschreckend wird das Bild aber insbesondere in der mittelfristigen Perspektive. So glauben mit 65 Prozent beinahe zwei Drittel der 46- bis 64-Jährigen auf dem Schweizer Arbeitsmarkt kaum daran, bei freiwilligem- oder unfreiwilligem Arbeitsplatzverlust wieder eine vergleichbare Stelle mit vergleichbarem Einkommen zu finden. Es braucht dringend eine massgeschneiderte Bildungspolitik und Laufbahnberatung für ältere Arbeitnehmende wie auch eine Korrektur der Anstellungspolitik der Unternehmen. "Gelingt es nicht, die Arbeitsmarktfähigkeit der älteren Arbeitnehmenden zu sichern, haben wir ein europapolitisches Problem", betont Adrian Wüthrich, zukünftiger Präsident von Travail.Suisse.

Kongress von Travail.Suisse nimmt Problemfelder aus dem Barometer auf

Unter dem Motto "Für Arbeit mit Zukunft" findet morgen Samstag 12, September 2015 in Bern der Kongress von Travail.Suisse statt. Neben der Wahl von Adrian Wüthrich als neuer Präsident steht auch die Verabschiedung des Kongressdokumentes durch die Delegierten auf dem Programm. Darin sind etliche Forderungen enthalten, welche sich direkt mit den Ergebnissen des «Barometer Gute Arbeit» in Verbindung bringen lassen. Faire Arbeitszeitregelungen, die Förderung der Weiterbildung und ein spezielles Augenmerk auf die Probleme der älteren Arbeitnehmenden sind zentrale Punkte dieses Dokuments.

Der "Barometer Gute Arbeit" von Travail.Suisse liefert ein Bild der Arbeitsbedingungen in der Schweiz aus Sicht der Arbeitnehmenden. Er ist damit auch eine Handlungsanleitung für unsere gewerkschaftliche und politische Arbeit. Es ist geplant, den Barometer in regelmässigen Abständen zu erheben, um so künftig auch Veränderungen über die Zeit aufzeigen zu können.