So wirkt sich die Hitzewelle auf die Natur aus

(Bildquelle: infoticker)

Wegen der anhaltenden Hitze und Trockenheit im Juni ist die Waldbrandgefahr in der Schweiz gestiegen. Die Niveaus der Gewässer sind etwas tiefer als normal, die Wassertemperaturen aber höher. Das BAFU informiert über die Auswirkungen der Hitzewelle auf Flüsse, Seen, Grundwasser, Wälder und...

1. Aktuelle Lage der Flüsse und Seen

Die Hitzewelle mit hochsommerlichen Lufttemperaturen und ohne viel Niederschlag hält voraussichtlich noch bis nächste Woche an. Aufgrund der trockenen Witterung sinken die Wasserstände vieler Flüsse und einiger Seen in der Schweiz. Die möglichen Schauer und Gewitter in den kommenden Tagen werden nur lokal zu kurzzeitigen Pegelanstiegen in kleineren Gewässern führen.

Flüsse, welche nicht unmittelbar durch Schnee- und Gletscherschmelze beeinflusst werden, zeigen für die Jahreszeit unterdurchschnittliche Abflüsse an, z.B. der Hochrhein, die Limmat, der Ticino und die Aare unterhalb des Bielersees. An vielen kleineren und mittleren Flüssen im Mittelland und Jura sind die Abflüsse sehr tief, teilweise liegt eine leichte Niedrigwassersituation vor.

Die geringe Wasserführung in Kombination mit der seit Tagen starken Sonneneinstrahlung und den hohen Lufttemperaturen führt an vielen Flüssen im Mittelland aktuell zu sehr hohen Wassertemperaturen. Die Seen weisen meist normale bis leicht unterdurchschnittliche Wasserstände auf. Die Pegelstände von Boden-, Vierwaldstätter-, Walen- und Zürichsee sind auf tiefem Niveau.

Die zunehmend heisse Witterung führt in den vergletscherten Einzugsgebieten der Schweiz zu Schneeschmelze. In vielen alpinen Einzugsgebieten der Voralpen und Alpen aber geht die Schneeschmelze bereits zurück, weshalb in diesen Gewässern unterdurchschnittliche Abflüsse gemessen werden. Lediglich in den hochalpinen Gletschereinzugsgebieten des Oberwallis wie beispielsweise der Massa, der Rhone oder der Vispa werden aufgrund der Hitze erhöhte schmelzbedingte Abflüsse registriert. Die Abflusswerte liegen zurzeit über dem Durchschnitt.

In den nächsten Tagen wird sich im Mittelland und im Jura die Niedrigwassersituation weiter akzentuieren. An den Seen werden mehrheitlich konstante bis leicht sinkende Pegel erwartet.

2. Grundwasser

Die Grundwasserstände und die Quellabflüsse liegen auf normalem Niveau, zeigen aktuell aber eine sinkende Tendenz. Von den Niederschlägen von Anfang Juni 2017 konnten vor allem oberflächennahe Lockergesteins-Grundwasserleiter gebietsweise profitieren. Diejenigen, die an Flüsse mit Einzugsgebiet in den Alpen gebunden sind, profitieren vom Wasser aus der aktuellen Schnee- und Gletscherschmelze.

3. Auswirkungen auf die Wasserversorgung

Zurzeit wird keine Wasserknappheit in grossem Rahmen erwartet. Die Schweiz verfügt als Wasserschloss Europas über grosse Wasserreserven. Rund 80 Prozent des Trinkwassers stammen in der Schweiz aus dem Grundwasser. Dieses reagiert erst mit einer Verzögerung von mehreren Wochen oder Monaten auf Trocken- respektive auf Hitzeperioden.

4. Auswirkungen auf Wasserlebewesen

Die tiefen Wasserstände und die hohen Wassertemperaturen wirken sich auf die Lebewesen im Wasser aus. Sehr hohe Temperaturen können bei Fischen Stress verursachen oder gar zum Tod führen. Zudem steigt für die Tiere das Risiko, krank zu werden. In flachen Gewässern kann die Temperatur sehr rasch ansteigen, besonders, wenn keine Ufervegetation vorhanden ist und somit Schatten fehlt.

Wenn die Wassertemperatur stark ansteigt, können die kantonalen Behörden zum Beispiel die Fische ausfischen und in grösseren und somit kälteren Gewässern wieder aussetzen. In naturnahen und vernetzten Gewässern können die Fische selber kühlere Abschnitte finden. Das zeigt, wie wichtig renaturierte oder natürliche Gewässer sind.

Besonders in kleinen Gewässern im Mittelland und im Jura steigen die Wassertemperaturen schnell an. Zurzeit liegen die Temperaturen in den Gewässern im Mittelland über dem Durchschnittswert für den Monat Juni. An einigen Messstationen wurden neue Monatshöchstwerte sowie absolute Höchstwerte registriert (Messreihen über 30 bis 40 Jahre). Gewässer, die von der Schnee- und Gletscherschmelze betroffen sind, bleiben in der Regel kälter als die übrigen. Zurzeit werden dort keine Rekordwerte registriert.

5. Gletscher

Die Hitze führt in den Alpen zu einer starken Gletscherschmelze. Sollten die Temperaturen hoch bleiben, dürfte dieser Vorgang in den kommenden Sommerwochen andauern. Dabei verlieren die grossen Gletscher weniger stark an Masse als die kleinen, weniger mächtigen Gletscher. Eine erste Einschätzung der Gletscherschmelze 2017 wird erst im Oktober möglich sein, wenn die hydrologischen Messdaten analysiert sein werden. Die definitive Bilanz wird Ende Jahr nach Auswertung der glaziologischen Daten erstellt.

6. Waldbrandgefahr

Die Waldbrandgefahr ist in den Meisten Gebieten der Schweiz zurzeit mässig bis erheblich. Im Tessin und einigen Regionen im Wallis und Graubünden ist sie gross. Die Kantone können Massnahmen wie bedingte oder absolute Feuerverbote im Wald und in Waldesnähe oder überhaupt ein Feuerverbot im Freien verhängen. Die Weisungen der lokalen Behörden sind strikt zu befolgen. Das BAFU und die Kantone verfolgen die Lage laufen.

Weitere Informationen über die aktuelle Waldbrandgefahr in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein sowie über Verhaltenstipps sind auf dem Portal www.waldbrandgefahr.ch zu finden. Die Behörden rufen generell dazu auf, mit Feuer im Freien vorsichtig umzugehen.

7. Luft: Aktuelle Ozon-Situation

Lange Schönwetterperioden ohne Wind führen oft zu Ozon in der Luft (Sommer-Smog). Wie bereits in den vergangenen Jahren übersteigen die Ozonwerte auf der Alpennordseite zurzeit die Immissions-Grenzwerte. Die aktuellen Werte liegen jedoch unterhalb der Werte, die im Hitzesommer 2003 gemessen wurden. Sie liegen auch unterhalb der europäischen Informationswerte, die 180 Mikrogramm/m3 (das 1,5-fache der Immissionsgrenzwerte der Schweizer Luftreinhaltungsverordnung) betragen.

Auf der Alpensüdseite wurden Werte gemessen, die klar über den Schweizer Grenzwerten liegen. Sie sind jedoch unterhalb des europäischen Alarmwertes, der über dem zweifachen des Schweizer Immissionsgrenzwertes liegt. Empfindliche Personen sollten körperliche Aktivitäten am ehesten morgens ausüben, wenn die Ozonwerte am tiefsten sind.

7. Welche Verbindung besteht zwischen Hitzewellen und dem Klimawandel?

Mit dem Klimawandel steigen nicht nur die durchschnittlichen Sommertemperaturen, sondern auch Hitzewellen werden häufiger, länger und heisser. Das zeigen Modellrechnungen von MeteoSchweiz.

Hitzewellen mit sieben aufeinanderfolgenden Hitzetagen (Temperaturen über 30 Grad) kamen in der Periode von 1980 bis 2009 in Zürich und Basel ungefähr jedes zehnte Jahr, in Lugano ungefähr jedes fünfte Jahr und in Genf jedes zweite Jahr vor. Mit dem Klimawandel werden solche Ereignisse in Zukunft deutlich häufiger auftreten. Bereits in der Periode zwischen 2010 und 2039 werden Hitzeperioden in den genannten Städten bis zu dreimal häufiger vorkommen. Mitte des Jahrhunderts dürften diese in Lugano, Basel und Genf im Mittel sogar jedes Jahr auftreten, in Zürich ungefähr jedes zweite.

Artikelfoto: Wolfgang Schultz (CC BY-NC 2.0)