So viel arbeiten Schweizer Landwirte

(Bildquelle: infoticker)

Die Landwirte und Landwirtinnen in der Schweiz arbeiten seit mehreren Jahren durchschnittlich deutlich mehr als 60 Stunden pro Woche. Auch Teilzeit-Landwirte arbeiten mit ihrer Nebentätigkeit viel. Von 2010 bis 2016 hat sich jedoch diese Arbeitszeit um eine Stunde pro Woche reduziert. In der...

In der Landwirtschaft wird viel gearbeitet: Führt ein Mann den Betrieb, so arbeitet er im Durchschnitt 67 Stunden pro Woche; ist eine Frau verantwortlich, arbeitet sie 63 Stunden. Der Einsatz der weiteren familieneigenen Arbeitskräfte ist ebenfalls hoch. Für die Ehegattin, den Ehegatten, die Partnerin oder den Partner sind es 63 Stunden und für die übrigen Familienmitglieder (erwachsene Kindern, Eltern und Geschwister, usw.) im Durchschnitt 61 Stunden pro Woche.

Diese Situation hat sich in den letzten Jahren praktisch nicht verändert. Von 2010 bis 2016 zum Beispiel ist der Einsatz um eine Stunde pro Woche zurückgegangen. Einzig die weiblichen übrigen familieneigenen Arbeitskräfte konnten ihr Wochenarbeitspensum von 61 auf 58 Stunden reduzieren. Für die familienfremden Arbeitskräfte ("Angestellte“) sieht die Situation im Jahr 2016 etwas besser aus: die Männer arbeiten 51 und die Frauen 49 Stunden pro Woche. Ist der Angestellte zugleich Betriebsleiter sind es 56 Stunden.

Nebentätigkeiten

Neben den Tätigkeiten auf dem Betrieb, arbeiten die Landwirte im Durchschnitt 11 Wochenstunden ausserhalb des Hofes. Je nach Betriebsgrösse erstrecken sich die Nebentätigkeiten bis zu einem Vollpensum. Das bedeutet für viele Bauern einen Gesamtjob von über 100 Prozent. Bei den grösseren Betrieben (ab 30 ha) reduziert sich die Nebentätigkeit auf 7 Wochenstunden. Diese hohen Wochenarbeitszeiten wiederspiegeln sich auch in den durchschnittlichen Jahresarbeitsstunden für den Betriebsleiter oder die Betriebsleiterin mit knapp 2'900 Stunden über alle Tätigkeiten.

Die total geleisteten Arbeitsstunden aller Familienmitglieder verteilen sich zu 75 Prozent auf die eigentlichen landwirtschaftlichen Arbeiten, zu 7 Prozent auf die innerbetriebliche Diversifikation (Direktverkauf, Gastronomie, Fremdenverkehr, Lohnarbeiten usw.) und zu 18 Prozent auf Tätigkeiten ausserhalb des Landwirtschaftsbetriebes (selbständig oder angestellt).

Direktvermarktung hat stark zugelegt

Die Betriebe erweitern ihre Aktivitäten dank der innerbetrieblichen Diversifikation. Zu diesem Zweck wird die betriebseigene Infrastruktur wie Boden, Gebäude, Maschinen, Personal und Erzeugnisse benützt. Der Direktverkauf von selber produzierten Gütern hat besonders zugenommen: 2010 gab es 7100 Betriebe, die diesen Kanal benutzten. 2016 sind es 11'360 Betriebe (+60%).

Das bedeutet, dass 22 Prozent aller Landwirtschaftsbetriebe ihre Produkte direkt an die Konsumentinnen und Konsumenten verkaufen - z.B. in einem Hofladen, auf dem Markt oder mittels Hauslieferungen. Weitere ausgewählte Bereiche sind: Verarbeitung von Holz (14% der Betriebe), Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse und Lohnarbeiten (je 12%), Gastronomie, Fremdenverkehr, Handwerk und soziale Arbeiten (je 2%).

Hofübernahme innerhalb der Familie weiterhin positiv beurteilt

Jede zweite Betriebsleitungsperson ist 50 jährig oder mehr. Diese Altersgruppe beurteilt die Möglichkeit der Hofübernahme durch ein Familienmitglied zu 44 Prozent als positiv. Bei 35 Prozent ist die interne Hofübernahme nicht wahrscheinlich und bei 21 Prozent ist es ungewiss. Diese Anteile sind von 2010 bis 2016 konstant geblieben.

Die Bewertung ist jedoch je nach Betriebsgrösse unterschiedlich: Betriebsleiter/innen mit einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von mehr als 10 Hektaren stufen die Hofübernahme innerhalb der Familie doppelt so hoch als positiv ein wie jene unterhalb dieser Grenze.

Artikelfoto: dlohner (CC0 Creative Commons)