Nähe im 21. Jahrhundert - wird die virtuelle Sexwelt immer wichtiger?

(Bildquelle: infoticker)

Dating-Apps, virtuelle Realitäten und ein immer grösseres Interesse der Sex-Industrie in diesen Bereichen werfen ganz neue Fragen auf.

Driften Teile unserer Sexualität und die Erfüllung unserer sexuellen Wünsche immer stärker in die virtuellen Realitäten ab oder werden diese maximal als Ergänzung zu einem herkömmlichen Sexualleben herangezogen? Wo bleibt bei der virtuellen Sexwelt die Nähe und wie stark wirkt sich diesen neuen Möglichkeiten auf unseren Alltag aus?

Sex-Toys mit Apps

Die Vorreiter der neuen sexuellen Stimulation fanden sich wie immer im Bereich der Sextoys. Viele der modernen Toys bieten mittlerweile nicht nur Fernbedienungen an, sondern eine direkte WLAN-Integration und eine Steuerbarkeit mittels Smartphone-Apps. Somit können Paare auch über weite Distanzen einander stimulieren und die Stimulation zumindest virtuell regeln und steuern.

Eigentlich ein schöner Gedanke und für viele Paare in Fernbeziehungen tatsächlich eine schöne und zumindest in sexueller Hinsicht erfüllende Lösung. Doch die letzten Datenleck-Skandale in diesem Bereich haben gezeigt, dass die Toys oftmals mehr Funktionen mitbringen, als es den meisten Nutzern und Nutzerinnen recht ist. So musste sich ein Unternehmen bereits des Vorwurfs erwehren die Daten der Nutzer hinsichtlich Nutzungsdauer und eingestellter Vibrationsstärke auszulesen und auszuwerten.

Virtuelle Sexualität - ein beängstigender Trend für viele Menschen

Mit dem Aufkommen der verschiedenen VR-Lösungen wie der Oculus Rift oder anderer Brillen, ist auch die Sex-Industrie auf diesen Zweig aufmerksam geworden und forciert mittlerweile die Entwicklung massgeblich. Virtuelle Pornos aus der Ego-Perspektive sind nur der Anfang des neuen Trends. Vor allem Japan zeigt sich in diesen Bereichen wieder einmal als Vorreiter und hat bereits jetzt Sexpuppen und Sexspielzeug entwickelt, welches vor allem in Kombination mit solchen VR-Brillen virtuelle Welten schafft, die beinahe alle Sinne gleichermassen anregen können.

Vor den Augen erscheint im virtuellen Film eine Frau oder ein Mann, welche in der Realität durch eine entsprechend vernetzte Sexpuppe dargestellt wird. Die Handlungen des Nutzers werden somit direkt auf den Film übertragen und sind somit enorm realistisch. Die Gefahren, die von solchen Szenarien ausgehen, werden allerdings zunächst einmal vollkommen ignoriert.

Die Fähigkeiten zu normalen Beziehungen schrumpfen

Wie bereits in einigen Studien nachgewiesen wurde, verändert sich das Sexualverhalten von Jugendlichen, wenn diese bereits im frühen Alter mit moderner Pornografie in Berührung kommen. Wie stark die Auswirkungen auf die Menschen sein werden, wenn die Möglichkeiten der virtuellen Sexualität sich weiterhin so rasant entwickeln, möchte man kaum absehen müssen. Die Nähe, als unabdingbare Komponente zur Sexualität und somit auch der Respekt dem Sexualpartner gegenüber könnten durch die Nutzung der virtuellen Sexwelten immer stärker nachlassen.

Hier sind Gefahren zu finden, die heute bisher nur im Ansatz erforscht wurden. Zusätzlich gibt es noch weitere Probleme. Denn solche virtuellen Sexwelten werden über kurz oder lang durch den Nutzer anpassbar und manipulierbar sein. Niemand möchte sich vorstellen, welche sexuell abgründigen Fantasien mit einer solchen Technologie virtuell erlebbar werden und welche Auswirkungen dies auf die eventuell noch vorhandene Hemmschwelle bei vielen Menschen haben kann.

Insgesamt ist die virtuelle Sexwelt nicht grundsätzlich zu verdammen, doch sollte sie mit Vorsicht genossen werden. Als Ergänzung zu einem normalen Sexualleben sicherlich eine gute Lösung, als alleinige sexuelle Erfahrung jedoch mit vielfältigen Gefahren verbunden.

Artikelfoto: sasint (CC0 Public Domain) - (Symbolbild)