Mehr Tierschutz in der Schweiz

(Bildquelle: infoticker)

Welttierschutztag: Bereits über 75'000 Menschen und 127Organisationen unterstützen die laufende Petition von NetAP - Network for Animal Protection undder Stiftung für das Tier im Recht (TIR) für eine Kastrationspflicht von Freigänger-Katzen in derSchweiz und fordern mit ihrer Unterschrift den...

Ende September haben sämtliche Schweizer Parlamentarier und Parlamentarierinnen Post bekommen. NetAP und TIR informierten die National- und Ständeräte über das seit Jahren bestehende Katzenleid in der Schweiz und ihre Forderung für eine Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen. Das Schreiben schloss mit der Bitte, sich dieser Forderung anzuschliessen.

Das Tierwohl ist dem Schweizer Wähler nicht mehr gleichgültig. Davon zeugen klare Reaktionen auf kürzlich publik gewordene Fälle im Thurgau und in der Innerschweiz. Der Tod des Kätzchens Mimmy, der kürzlich durch die Presse ging, ist alles andere als ein Einzelfall. Das Kätzchen musste durch Menschenhand sterben, weil es unerwünscht war. Tatsächlich werden in der Schweiz jährlich schätzungsweise 100'000 unerwünschte Jungtiere getötet, das heisst erschlagen, ertränkt, erstickt, erschossen oder eingeschläfert. Sogar der Präsident des Schweizerischen Bauernverbandes meldete sich kürzlich zu Wort und sprach sich gegen das Töten von Katzen auf bäuerlichen Betrieben durch Jäger oder Landwirte aus.

Zudem leben in der Schweiz zwischen 100'000 und 300'000 herrenlose Katzen. Weil verwilderte Streunerkatzen den Kontakt zu Menschen scheuen, vegetieren sie häufig unbemerkt von der Öffentlichkeit in Parkanlagen, Gewerbegebieten, auf Friedhöfen oder in Schrebergärten vor sich hin - ohne medizinische Versorgung und ständig auf der Suche nach Nahrung. Wenn sie verletzt oder krank sind, ziehen sie sich zurück und sterben still.

Fehlende Kastration grosses Problem

Die Hauptursache dieses Katzenelends liegt darin, dass viele Katzenhalter ihre Freigänger-Katzen nicht kastrieren lassen und diese zusammen mit herrenlosen, unkastrierten Tieren ständig für weiteren Nachwuchs sorgen. Alle verwilderten bzw. Streunerkatzen sind Tiere, die ursprünglich einen Halter hatten, dann aber entlaufen sind oder ausgesetzt wurden, oder Nachkommen von solchen Katzen. Unkastrierte Katzen vermehren sich sehr schnell. Sie bekommen zwei, manchmal sogar drei Mal im Jahr Junge. Würfe mit 5-7 Katzenwelpen sind keine Seltenheit.

Die Gedankenlosigkeit, Unwissenheit oder Gleichgültigkeit privater Katzenhalter, die ihre Freigänger nicht kastrieren lassen, hat auch dazu geführt, dass Katzen in der Schweiz immer mehr zum Wegwerfartikel verkommen. Sie werden schnell und unüberlegt angeschafft und genauso schnell wieder entsorgt.

"Allein bei NetAP gehen täglich diverse Anrufe und E-Mails ein, in denen Menschen verletzte oder kranke Streunerkatzen melden oder weil Katzenbesitzer ihrer Tiere aus den fadenscheinigsten Gründen entledigen wollen", sagt Esther Geisser, Präsidentin und Gründerin von NetAP. Manche Anrufer melden verunfallte Tiere, andere drohen damit, die Jungkatzen zu töten, wenn sie nicht umgehend abgeholt werden.

Doch die Kapazitäten von NetAP und anderen Tierschutzorganisationen sind ausgeschöpft - logistisch, personell und finanziell. "Tausende von Katzen wurden durch die NetAPTierärzte schon kastriert. Doch es ist längst kein Ende in Sicht", wie Esther Geisser feststellen muss. Die Tierheime und Pflegeplätze sind übervoll. Aufnahmestopps müssen verhängt werden. Manchmal kommt auch jede Hilfe zu spät.

Viele Vorteile einer Kastration

Eine Kastrationspflicht würde das ändern. Gäbe es weniger Katzen, bekäme man nicht an jeder Ecke kostenlos sofort eine neue. Ihr Stellenwert würde steigen und es gäbe weniger herrenlose Katzen. Überdies hat ein solcher Eingriff auch medizinische und andere Vorteile.

"Die Kastration von weiblichen und männlichen Katzen ist ein harmloser Eingriff, der für Katze und Besitzer nur Vorteile bringt. Abgesehen davon, dass dadurch künftiges Katzenleid verhindert wird, weil weniger Katzen geboren werden, dämmt die Kastration auch die Verbreitung von Krankheiten massiv ein, die vor allem beim Deckakt übertragen werden", erklärt Dr. med. vet. Enrico Clavadetscher, Tierarzt und medizinscher Leiter von NetAP.

"Das Risiko hormoneller Erkrankungen wie Eierstockzysten, Gesäugetumore oder Gebärmutterentzündungen bei der weiblichen Katze sinkt erheblich. Auch das Unfallrisiko sinkt, denn kastrierte Katzen sind ortstreuer und müssen auf der Suche nach einem Partner keine Strassen mehr überqueren. Ebenso werden Verletzungen aus Revierkämpfen reduziert. Übelriechende Markierungen des Katers entfallen genauso wie Symptome von Rolligkeit bei Kätzinnen", so Dr. Clavadetscher weiter.

Zahlreiche Unterstützer

Hinter dieser Forderung stehen heute 127 Organisationen. Noch nie gab es in der Schweiz eine so grosse Einigkeit unter den Tierschutzorganisationen! Und über 75'000 Menschen haben die Petition bereits unterzeichnet.

Aufklärung und die Kastrationsaktionen durch Tierschützer reichen aber nicht. Jetzt ist die Politik gefordert. Die Kastrationspflicht von Freigänger-Katzen muss gesetzlich verankert werden. Der Bundesrat muss endlich handeln und die Tierschutzverordnung anpassen.

Wer die Petition durch Unterschrift unterstützen möchte, kann dies auf www.kastrationspflicht.ch tun. Auf dieser Webseite finden sich auch viele weitere Informationen und Antworten zu den wichtigsten Fragen.

Artikelfoto: NetAP