Löwen gehören NICHT in die Manege

Anlässlich des Welt-Zirkus-Tages vom kommenden Samstag machen die Tierschutzorganisationen ProTier - Stiftung für Tierschutz und Ethik, Vier Pfoten - Stiftung für Tierschutz und Stiftung für das Tier im Recht (TIR) mit der Lancierung einer Petition darauf aufmerksam, dass Wildtiere in...

Die Zirkussaison ist angelaufen, und mit ihr entfacht sich einmal mehr die Diskussion um die Frage: sind Wildtiere in der Manege noch vertretbar? Erfreulicherweise verzichtet der Zirkus Knie seit diesem Jahr auf seine Elefantendressurnummer. Dieser aus Tierschutzsicht begrüssenswerte Entscheid wird aber durch einen neuen Trend getrübt.

Nach jahrelanger Abstinenz haben nun Grosskatzen unfreiwillig den Weg zurück in die Manege gefunden. Aktuell führen gleich zwei Schweizer Zirkusunternehmen Löwen mit. Bei Zirkus Royal sind es sieben Löwinnen und bei Zirkus Gasser-Olympia GO vier weibliche Tiere und ein Männchen. Dies bedeutet für den Tierschutz einen grossen Rückschritt in seinen Bemühungen um den Schutz des Wohlergehens und der Würde von Tieren.

Nathalie Dubois, Geschäftsführerin von ProTier - Stiftung für Tierschutz und Ethik, hält fest: "Wildtiere im Zirkus, seien es Grosskatzen oder andere Arten, sind heute einfach nicht mehr zeitgemäss und aus ethischer Sicht ganz klar nicht vertretbar."

Petition fordert Wildtierverbot für Zirkusse

Unter Zirkusbedingungen werden sowohl das Wohlergehen als auch die in der Schweiz ausdrücklich geschützte Würde von Tieren allein zum Zweck menschlicher Unterhaltung schwer beeinträchtigt. Zahlreiche Länder - 19 davon in Europa - kennen bereits Verbote oder weitgehende Beschränkungen für Wildtiere im Zirkus.

Es ist höchste Zeit für einen zeitgemässen Zirkus auch in der Schweiz, ohne unfreiwillige tierische Artisten in der Manege. Die drei Tierschutzorganisationen haben daher die Petition "Keine Wildtiere im Zirkus" lanciert. Diese fordert ein klares Wildtierverbot für Zirkusse in der Schweiz.

Das Tourneeleben bedeutet Stress pur für die Tiere


Ein fahrender Zirkus kann auf die Bedürfnisse von Tieren, besonders aber von Wildtieren, schlicht keine Rücksicht nehmen; enge Käfige, wiederholte Standortwechsel und der damit verbundene Auf- und Abbau bedeuten für die Tiere Stress und andauernden Bewegungsmangel. Sie verbringen viel Zeit in beengten Transportwagen, inmitten lärmiger Umgebung, Rückzugs- und Beschäftigungsmöglichkeiten fehlen.

Zum Ausleben natürlicher Bedürfnisse wie Klettern, Graben oder Schwimmen ist kein Platz. Studien belegen, dass die Wildtierhaltung im Zirkus vermehrt Stereotypien zur Folge hat, wie zum Beispiel monotones Hin- und Herlaufen entlang der Gitterstäbe. Aber auch die Auftritte in der Manege sind keine verhaltensgerechte Beschäftigung.

Für Vanessa Gerritsen, stellvertretende Geschäftsleiterin der Stiftung für das Tier im Recht, ist klar: "Zweifelhafte Dressurmethoden verletzen die Würde der Tiere ebenso wie die unnatürlichen und oft erniedrigenden Kunststücke, die die Tiere vorführen müssen."

Gesetzlich erlaubte Tierquälerei

Die im letzten Jahr neu in Kraft getretene Verordnung des BLV über die Haltung von Wildtieren gestattet Zirkusbetrieben, ihre Tiere im Vergleich zur Haltung im Zoo in bis zu 30 Prozent kleineren Käfigen und Gehegen zu halten. Und selbst diese Mindestforderungen dürfen zeitweise noch unterschritten werden, wenn es der Standort nicht anders zulässt. Diese Ausnahmeregelung ist für die Tierschutzorganisationen absolut nicht nachvollziehbar und stellt für sie eindeutig Tierquälerei dar.

Julie Stillhart, Länderchefin von Vier Pfoten Schweiz, führt aus: "Gerade für Grosskatzen bedeutet ein Leben auf Tournee eine massive Einschränkung ihrer natürlichen Bedürfnisse. Löwen in menschlicher Obhut benötigen sehr grosse und reich strukturierte Gehege, was kein Zirkus bieten kann!"

Sogar der Bundesrat hat Zweifel


Auf die von Nationalrätin Isabelle Chevalley im März 2015 eingereichte Motion "Festlegung der in Zirkussen zulässigen Tierarten" reagierte der Bundesrat abschlägig. Allerdings hielt er in seiner Stellungnahme vom Mai letzten Jahres fest, dass immer mehr Schweizer Zirkusse darauf verzichten würden, Tiere wie Nashörner, Bären oder grosse Raubkatzen auf Tournee mitzunehmen und fügte weiter an: "In der Tat ist es fast unmöglich, Tiere dieser Tierarten auf Tournee so zu halten, dass die Tierschutzvorschriften erfüllt sind; dies wäre zu kostenaufwendig und schwer realisierbar."

Die Motion ist aktuell im Nationalrat hängig. Immer mehr Zirkusbetriebe weltweit arbeiten erfolgreich ohne Wildtiervorführungen. Es ist zu hoffen, dass die Schweiz diesem Beispiel in naher Zukunft folgen wird.

Löwen-Babys sind jetzt Zirkus-Stars: