Lern-Apps machen Kinder nicht immer klüger

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Zu einfacher Inhalt verhindert neue Wissensbeschaffung. Nur richtige Apps sind sinnvoll.

Die meisten Bildungs-Apps für Kinder haben einen zu geringen Lerneffekt, wie eine neue Studie der Swinburne University zeigt. Laut Studienleiterin Kate Highfield sind viele Faktoren an den Apps zu verbessern: "Viele Applikationen haben einen zu einfachen Inhalt, deshalb wiederholen Kinder nur das, was sie schon wissen, anstatt Neues zu erlernen."

Belohnung für Fehler

"In vielen Fällen haben solche Apps durchaus einen positiven Einfluss auf den Lernfortschritt eines Kindes, allerdings sind die meisten kontroversiell zu betrachten, denn die Inhalte werden auf das Minimum reduziert", erläutert der Wiener Lernpsychologe Robert Franz Moritz im Gespräch mit "pressetext". Laut ihm sollte das Niveau der Sekundarstufe angestrebt werden, auch bei kleineren Kindern.

Die Apps hätten laut der Studie einen grösseren Effekt, wenn Kinder beim Lernspiel aus ihren Fehlern lernen müssten. Die meisten Anwendungen wurden allerdings so konzipiert, dass nach dem dritten Versuch die Antwort preisgegeben wird. Dadurch bemerkt das Kind seinen Fehler oft gar nicht und wird trotzdem mit dem nächsten Level oder aufregenden Effekten belohnt.

"Der wichtigste Aspekt bei Lern-Apps ist es, den Kindern eine realistische Frustrationstoleranz anzutrainieren. Kinder sollen also nicht zu viel Lob erfahren. Denn überschüssiges Lob kann laut dem österreichischen Neurowissenschaftler Raphael Bonelli zur Verstärkung der selbstsüchtigen, also narzisstischen Dimension führen", so Moritz.

Kreative Apps gefragt

Laut Highfield sollen Kinder dazu aufgefordert werden, Wissen auf neue Arten anzuwenden und neue Lösungswege zu finden. Die Apps sollten kreativ und ohne finales Spielziel gestaltet sein, damit das Kind die ständige Chance auf mehr Bildung hat. "Die App muss an das Niveau des Kindes angepasst werden, auch eine Wiederholungsroutine kann in einem durchdachten System sehr gute Folgen haben", äussert sich Moritz abschliessend.

Artikelfoto: NadineDoerle (CC0 Public Domain)