Krankenkassen-Prämien bringen fast jede zweite Familie ans Limit

(Bildquelle: infoticker)

Je mehr sich das Jahr zu Ende neigt, umso finsterer sehen Schweizer Familien dem Herbst entgegen. Und das liegt nicht nur an der zeitiger einsetzenden Dunkelheit, sondern am befürchteten Prämienanstieg bei der Krankenkasse. Mit durchschnittlich 5 Prozent oder 270 Franken Mehrbelastung rechnen Herr...

Gemäss Bundesamt für Gesundheit (BAG) beträgt die Schweizer Durchschnittsprämie im Jahr 2017 447,28 Franken im Monat. Eine 5-prozentige Prämienerhöhung summiert sich auf 270 Franken im Jahr. Und das würde das Budget vieler Familien aus dem Lot bringen.

40 Prozent aller befragten Familien geben an, keine weitere Prämienerhöhung verkraften zu können. 20 Prozent sagen, einen Anstieg von nicht mehr als 10 Franken im Monat bewerkstelligen zu können und nur 13 Prozent würden ihr Budget mit einer zusätzlichen Belastung von 20 Franken im Monat noch im Lot halten können.

Kostentreiber: Pharmaindustrie und egoistische Versicherte

Der ungebremste Prämienanstieg belastet Familien-Budgets besonders stark. Für diese Entwicklung verantwortlich gemacht wird die Pharmaindustrie - und Versicherte, die leichtfertig Gesundheitsleistungen in Anspruch nehmen. 65 Prozent der Umfrageteilnehmer sind davon überzeugt, dass die Medikamentenhersteller den grössten Anteil an der für sie negativen Kostenentwicklung haben.

63 Prozent machen egoistische Versicherte verantwortlich, die leichtfertig unnötige Gesundheitsleistungen in Anspruch nehmen. Für 55 Prozent gehören die Ärzte und Spitäler zu den grössten Kostentreibern. Jeder Fünfte ist zudem überzeugt, dass der Kostenanstieg auch eine Folge des medizinischen Fortschrittes ist.

Versicherte wollen mehr Generika

Ganz allgemein scheinen die Krankenkassenprämien für einen breiten Personenkreis die Schmerzgrenze erreicht zu haben. 90 Prozent aller Befragten sind bereit, sich ausschliesslich mit günstigeren Generikamedikamenten behandeln zu lassen, wenn sie denn im Gegenzug weniger Krankenkassenprämien bezahlen müssten. Gefragt nach der Höhe des entsprechenden Rabattes nennen drei Viertel aller Befragten eine um 10 bis 30 Prozent reduzierte Prämie.

Für "Comparis"-Krankenkassenexperte Felix Schneuwly ist klar, dass die Mehrheit der Versicherten sparen will: "Wer bereit ist, im Krankheitsfall mehr selber zu bezahlen und wer mit einem Telmed-, Hausarzt- oder HMO-Modell auf Effizienz setzt, der muss in Zukunft höhere Prämienrabatte bekommen." Und weiter: "Wer hingegen bei Bagatellfällen gleich den Rat mehrerer Spezialärzte sucht oder bei einer Grippe in den Spitalnotfall will, der soll wesentlich höhere Prämien bezahlen. Bundesrat Berset macht genau das Gegenteil. Er will die Prämien schweizweit für alle Versicherten angleichen. Der Gesamtbundesrat und das Parlament sollten sich dagegen wehren."

Wer die Prämienerhöhung seiner Grundversicherung mit seinem aktuellen Budget nicht bestreiten kann, der muss seine Ausgabenplanung neu organisieren. Jeder Zweite (51 Prozent) würde unnötige Ausgaben streichen. Knapp 38 Prozent würden eine Prämienverbilligung beantragen und 32 Prozent würden unter anderem versuchen, ihre Gesundheitsausgaben zu reduzieren und auf nicht dringende Arztbesuche zu verzichten.

Methodik und Berechnungsgrundlage

Die Umfrage wurde im Juli 2017 unter den Nutzern des Internet-Vergleichsdienstes "comparis.ch" durchgeführt. Teilgenommen haben 700 Personen aus allen Landesteilen. Sie ist nicht repräsentativ.

Artikelfoto: softcodex (CC0 Public Domain)