Konjunkturerholung gewinnt an Schwung

(Bildquelle: infoticker)

Die Expertengruppe des Bundes erwartet, dass sich die Schweizer Konjunktur in den kommenden Quartalen schwungvoll erholt. Für 2017 ist aufgrund der schwachen ersten Jahreshälfte zwar nur mit einem moderaten BIP-Wachstum von 1,0 Prozent zu rechnen. Im Zuge des weltwirtschaftlichen Aufschwungs wird...

Die Schweizer Wirtschaft hat das zögerliche Wachstumstempo der ersten Jahreshälfte 2017 hinter sich gelassen und ist im 3. Quartal kräftig gewachsen. Zudem hat der Aufschwung an Breite gewonnen. Noch zu Jahresbeginn wurde das BIP-Wachstum praktisch ausschliesslich vom Industriesektor getragen; inzwischen wachsen auch die meisten Dienstleistungsbranchen wieder. Aufgrund der verhaltenen ersten Jahreshälfte ist für das Gesamtjahr 2017 gleichwohl nur ein moderates BIP-Wachstum von 1,0 Prozent zu erwarten (Prognose von September: 0,9 %).

Für Rückenwind sorgt der gefestigte und breit abgestützte weltwirtschaftliche Aufschwung. Die globale Wirtschaftsaktivität hat sich jüngst noch dynamischer entwickelt als bei der letzten Prognose unterstellt. Zudem zeigen die Frühindikatoren international und in der Schweiz eine Fortsetzung des hohen Wachstumstempos an. In der zweiten Hälfte des Prognosehorizontes dürfte die weltwirtschaftliche Dynamik dann allmählich wieder nachlassen.

Die Expertengruppe erwartet daher, dass die Schweizer Wirtschaft in den kommenden Quartalen schwungvoll wächst: Für 2018 wird ein deutlich überdurchschnittliches BIP-Wachstum in Höhe von 2,3 Prozent prognostiziert (Prognose von September: 2,0 %), für 2019 noch solide 1,9 Prozent.

Exporte dürften zulegen

Der Schweizer Exportsektor profitiert von der kräftigen Weltkonjunktur, dies insbesondere, falls sich die jüngste Abwertung des Zchweizerfrankens als dauerhaft erweist. Im Prognosezeitraum wird ein solides und breit abgestütztes Exportwachstum erwartet. Insbesondere sollten auch konjunktur und wechselkurssensitive Branchen, wie der Tourismus und die Maschinen , Elektro- und Metallindustrie zunehmend daran partizipieren. Weitere Impulse werden von der Chemie- und Pharmaindustrie erwartet. Dementsprechend ist in beiden Prognosejahren mit spürbar positiven Wachstumsimpulsen vom Aussenhandel zu rechnen.

Auch die Inlandnachfrage wird das Wachstum im Prognosehorizont weiterhin stützen. Im Einklang mit dem internationalen Umfeld sollten die Ausrüstungsinvestitionen in den kommenden Quartalen spürbar an Dynamik gewinnen: Die Auftragsbücher der Unternehmen sind gut gefüllt, die Kapazitätsauslastung ist deutlich angestiegen, und die Finanzierungsbedingungen sind gut.

Der private Konsum dürfte dagegen nur moderat wachsen: Zwar setzt sich die Erholung am Arbeitsmarkt fort und die Bevölkerung wächst weiter, doch entwickeln sich die Reallöhne im Prognosezeitraum eher verhalten. Bei den Bauinvestitionen dürfte sich die Konsolidierung auf hohem Niveau fortsetzen. Die Expertengruppe erwartet, dass die Bautätigkeit in der zweiten Hälfte des Prognosehorizontes weiter an Tempo einbüsst.

Gute Aussichten für den Arbeitsmarkt

Im Zuge der schwungvollen Konjunkturerholung wird sich die Aufhellung am Arbeitsmarkt in den nächsten Quartalen fortsetzen. Für das Gesamtjahr 2017 ist mit einem moderaten Beschäftigungszuwachs von 0,4 Prozent und einer Arbeitslosenquote von 3,2 Prozent zu rechnen. Im weiteren Prognosehorizont sollte sich die Erholung am Arbeitsmarkt festigen. Für die Beschäftigung prognostiziert die Expertengruppe einen weiteren Zuwachs um 1,2 Prozent (2018) und um 1,0 Prozent (2019). Derweil dürfte die Arbeitslosenquote auf 2,9 Prozent (2018) und schliesslich 2,8 Prozent (2019) zurückgehen.

Die Teuerung normalisiert sich 2017, getragen durch die Erdölpreise, voraussichtlich auf jahresdurchschnittliche 0,5 Prozent. Für 2018 ist angesichts der jüngsten Senkung des Referenzzinssatzes mit Mietzinssenkungen zu rechnen, so dass die Teuerung auf 0,3 Prozent zurückgeht. Für 2019 erwartet die Expertengruppe eine Teuerung von 0,7 Prozent.

Konjunkturrisiken

Beim weltwirtschaftlichen Ausblick sind die positiven und negativen Risiken in der kurzen Frist ausgeglichen. Einerseits könnte der globale Aufschwung noch stärker ausfallen und länger andauern als in der Prognose unterstellt. Dies könnte mit einer weiteren Abwertung des Schweizerfrankens einhergehen. Beides käme einem zusätzlichen Impuls für die Schweizer Wirtschaft gleich.

Andererseits bleiben die politischen Risiken international bedeutend (u.a. Konflikt um Nordkorea, Umsetzung des Brexit). Sollten diese Risiken zunehmen oder sich teilweise materialisieren, könnte der Schweizerfranken wieder unter Aufwertungsdruck geraten und die Schweizer Exporte bremsen. Eine beträchtliche Unsicherheit geht zudem von der US-amerikanischen Wirtschaftspolitik und der anvisierten Steuerreform aus. Im Inland besteht angesichts steigender Leerstände das Risiko einer stärkeren Abschwächung im Bausektor.

Mittelfristig sind weitere Risiken im Auge zu behalten. Die hohe Verschuldung von Staaten und Unternehmen macht das Finanzsystem verwundbar; zudem besteht angesichts der aktuell sehr hohen Aktienbewertungen das Risiko einer schlagartigen Gegenbewegung mit potentiell beträchtlichen realwirtschaftlichen Folgen. Auch verläuft die Umsetzung von Strukturreformen zur Stärkung des Potentialwachstums weltweit schleppend.

Artikelfoto: Kate Hopkins (CC BY 2.0)