Keine Belohnung nach anstrengendem Comeback

Marcel Brenner traf während des sonntägigen Rennens in Jerez eine vernünftige Entscheidung.

Der ehrgeizige Athlet aus dem Schweizer Ostermundigen hatte sich seine Rückkehr in den Rennalltag nach der langen und mysteriösen Krankheit anders vorgestellt. Der 20-Jährige aus dem Kanton Bern war sich allerdings über die schwere Aufgabe an diesem Wochenende im südspanischen Jerez de la Frontera bewusst. An den drei vergangenen Tagen galt es vorrangig sein Vertrauen und das Gefühl mit seiner Rennmaschine zurück zu gewinnen, während er aufgrund des Trainingsrückstands gleichzeitig seine Reserven gut einteilen musste. Im Rennen schien es, als ob er tatsächlich soweit alles richtig gemacht hat, bis ihn nach zwei Drittel der Distanz alle Kräfte verliessen. Brenner stellte daraufhin seine Kalex Moto2 sofort in der Box ab.

Die Moto2™ European Championship wird in drei Wochen mit dem vorletzten Event auf der spanischen Rennstrecke MotorLand Aragón fortgesetzt.

#46 Marcel BRENNER (H43Team Nobby, KALEX) - NC:

"Heute Morgen war ich mir nicht sicher, ob es Sinn macht am Rennen teilzunehmen. Nach dem Warm-Up habe ich lange überlegt und mich letztendlich doch für den Start entschieden. Die vergangenen drei Tage auf dem Motorrad haben an meinen Reserven gezerrt. Meine Taktik war daher mit einer langsameren Pace zu beginnen, um möglichst lange durchhalten zu können. Doch diesen Plan zu schmieden war die leichtere Aufgabe, als dann auch umzusetzen. Bereits im Verlauf der Anfangsphase wurde ich immer schneller, weil ich einfach an meinen Vorderleuten dranbleiben wollte. Ich habe also mehr gepusht, als ich mir ursprünglich vorgenommen habe. Zu diesem Zeitpunkt fuhr ich auf Rang zwölf, bevor ich wenig später Jayson Uribe überholte. Es war auch kein Problem, sofort einen Abstand von ca. 3 Sekunden auf ihn herauszufahren. Wegen eines Sturzes eines anderen Fahrers befand ich mich plötzlich unter den ersten Zehn. Doch im gleichen Moment liess meine Konzentration nach und ich begann Fehler zu machen. Daher wollte ich das Tempo drosseln, um die letzten sechs Runden sicher zu überstehen. Ich wollte das Ding auf jeden Fall durchziehen."

"Zwei Runden später war ich allerdings knapp vor einem Blackout. Auf der Gegengerade fühlte ich mich überhaupt nicht mehr wohl, ich bekam Schwindelgefühle und war noch am schwanken. Ich musste daher sofort aufhören. Eigentlich wollte ich beim nächsten Streckenposten anhalten, doch es reichte, um in die Box zurück zu rollen. Dort konnte ich mich einigermassen wieder schnell erholen. Es ist natürlich schade, dass ich heute so knapp vor dem Erreichen meiner Zielsetzung aufgeben musste. Doch es gibt auch positive Nachrichten von diesem Wochenende, nämlich dass es mit meiner gesundheitlichen Verfassung bergauf geht. Ich bin inzwischen soweit, dass ich nach Anstrengungen keine 40 Minuten und mehr brauche, um meinen Körper wieder in Schwung zu bringen. Ich bin auch sehr zuversichtlich, dass ich bald wieder mit meinem Training beginnen kann. Ich freue mich auf die ersten Ausfahrten mit dem Rennrad und die ersten Jogging-Einheiten zu Hause in der Schweiz. Ich hoffe, dass ich dann beim nächsten Rennen in Aragon konditionell in einer besseren Verfassung bin. Doch zuvor gibt es am kommenden Mittwoch noch eine weitere Untersuchung wegen der Schilddrüsenfunktion, die hoffentlich weitere Aufschlüsse bringt."

Artikelfotos: Marcel BRENNER