Überdurchschnittlich viele spürbare Erdbeben in der Schweiz

(Bildquelle: infoticker)

Mit 31 Erdbeben mit Magnituden von 2,5 oder mehr haben sich im Jahr 2016 überdurchschnittlich viele spürbare Erdbeben in der Schweiz und im grenznahen Ausland ereignet. Dies widerspiegelt sich auch in der Gesamtzahl der vom Schweizerischen Erdbebendienst an der ETH Zürich registrierten Beben: Sie...

Insbesondere im Oktober erschütterten zahlreiche Erdbeben die Schweiz. Dazu gehört das stärkste Beben des Jahres 2016, welches sich am 24. Oktober bei Leukerbad im Wallis ereignete. Mit einer Magnitude von 4,1 war es in grossen Teilen der Schweiz zu spüren. Ein Beben dieser Stärke kommt in der Regel alle ein bis drei Jahre vor. Das letzte vergleichbare Ereignis hat sich 2013 bei Sargans zugetragen.

Weitere von der Bevölkerung teils deutlich wahrgenommene Erdbeben im selben Monat ereigneten sich nahe Juf im Kanton Graubünden am 7. Oktober (Magnitude 3,9) und im Grenzgebiet zu Frankreich, westlich von Vallorcine am 1. Oktober (Magnitude 3,4).

Ebenfalls von zahlreichen Personen verspürt wurden das Beben südwestlich von Saint-Gingolph am Ufer des Genfersees am 22. Dezember (Magnitude 3,4) sowie ein schwächeres (Magnitude 2,2), das sich am 20. August in geringer Tiefe unter dem Stadtzentrum von Solothurn ereignete. Von wenigen Personen in der Schweiz wahrgenommen wurden zudem einige Ereignisse der Serie von schweren Erdbeben in Zentralitalien, die bisher über 300 Opfer forderte. In der Schweiz treten vergleichbar starke Beben durchschnittlich alle 50 bis 150 Jahre auf.

Mit 31 liegt die Anzahl der Beben mit Magnituden von 2,5 oder mehr deutlich über dem langjährigen Mittel der letzten 41 Jahre. Im Durchschnitt ereignen sich in der Schweiz 23 solche möglicherweise spürbaren Erdbeben pro Jahr. Insgesamt wurden 2016 in der Schweiz und im nahen Ausland rund 880 Ereignisse aufzeichnet. Schwankungen im langjährigen Mittel der Erdbebenhäufigkeiten sind normal und erlauben keine Aussage über die künftige Seismizität in der Schweiz. Die Erdbebenaktivität konzentrierte sich 2016 wie in anderen Jahren vor allem auf das Wallis, den Kanton Graubünden und das Gebiet entlang des Nordrands der Alpen.

Eine der aktivsten Sequenzen liegt in der Nähe von Sion

Wie in vergangenen Jahren wurden 2016 mehrere Erdbebenschwärme aufgezeichnet. Eine der aktivsten Sequenzen trat nordöstlich von Sion mit drei deutlich verspürten Beben im Mai, Juni und November auf. Insgesamt wurden mehr als 80 Ereignisse registriert. Das grösste Beben am 24. Juni erreichte eine Magnitude von 3,2.

Im selben Gebiet war bereits im Jahr 2015 ein Erdbebenschwarm aktiv. Beide Schwärme stehen vermutlich im Zusammenhang mit einer Verwerfung am Nordrand des Rhonetals. Darüber hinaus registrierte der Erdbebendienst im deutsch-schweizerischen Grenzgebiet nordöstlich von Thayngen eine Sequenz von mehr als 50, teilweise leicht verspürten Beben. Erdbebenschwärme sind üblicherweise durch das Fehlen eines ausgeprägten Hauptbebens gekennzeichnet.

Das stärkste Beben tritt oft erst in der Mitte oder gegen Ende der Bebensequenz auf. Erdbebenschwärme können sich über einen Zeitraum von wenigen Stunden bis zu mehreren Monaten oder sogar Jahren erstrecken.