Herbst zeigt sich im Oktober von der goldenen Seite

(Bildquelle: infoticker)

Der Oktober bestach durch anhaltend sonniges und mildes Altweiberwetter zur Monatsmitte. Im Westen und Süden der Schweiz war es regional der sonnigste Oktober seit Messbeginn. Mit dem vielen Sonnenschein stieg die Oktobertemperatur im landesweiten Mittel 1,3 Grad über die Norm 1981–2010. Als...

Während der ersten drei Oktobertage zogen mehrere Störungen aus Westen und Nordwesten über die Schweiz. Dabei fiel verbreitet Niederschlag. Intensiv waren die Niederschläge am 3. am Alpennordhang mit 20 bis 40 mm innerhalb weniger Stunden.

Vom 4. bis zum 7. Oktober dehnte sich das Azorenhoch nach Mitteleuropa aus. Der 5. und 7. Oktober zeigte sich in der ganzen Schweiz sonnig. Am 6. floss entlang der Ostflanke des Azorenhochs aus Nordwesten Polarluft zur Schweiz. Auf der Alpennordseite fiel Schnee bis auf 1'200 m hinab, während die Alpensüdseite mit Nordföhn und viel Sonnenschein milde 19 bis 23 Grad registrierte.

Am 8. und 9. Oktober brachte ein weiterer Polarluftvorstoss auf der Alpennordseite und im Wallis oberhalb von 1'400 m etwas Schnee. Gleichzeitig erhielt die Alpensüdseite, abermals dank Nordföhn, reichlich Sonnenschein und die Tageshöchstwerte stiegen auf 20 bis 22 Grad.

Ungewöhnlich sonniger Altweibersommer

Ab dem 10. Oktober schob sich ein kräftiges Hochdruckgebiet aus dem westlichen Mittelmeerraum nach Mitteleuropa. Das war der Beginn eines anhaltend prächtigen Altweibersommers in der ganzen Schweiz. An vielen Tagen lachte die Herbstsonne von einem wolkenlosen stahlblauen Himmel. In den Tieflagen stieg die Tagesmaximumtemperatur verbreitet auf 22 bis 25 Grad. Das schöne Herbstwetter hielt bis am 19. Oktober an.

Regional erlebte die Alpennordseite eine ungewöhnlich sonnige Oktobermitte. Am Messstandort Neuchâtel liegt die letzte ähnlich ausgeprägte Oktober-Sonnenscheinperiode mehr als 30 Jahre zurück. Im Oktober 1985 schien hier die Sonne vom 9. bis am 16. Oktober ebenfalls täglich zwischen 8 und 10 Stunden. Weitere vergleichbar intensive Sonnenscheinperioden im Oktober sind in der bis 1902 zurückreichenden Sonnenscheinmessreihe von Neuchâtel nicht zu finden.

Eine stabile Schönwetterperiode zur Oktobermitte wird als Altweibersommer bezeichnet. Zumindest in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war eine goldene Oktobermitte eine recht häufige Erscheinung. Speziell die Periode vom 11. bis zum 17. Oktober zeigte oft sonniges Wetter. Einschränkend ist zu bemerken, dass dies vor allem in Berglagen oberhalb der herbstlichen Nebelgrenze feststellbar war.

Sonnenscheinrekord im Westen und im Süden

Das anhaltende Schönwetter bescherte Neuchâtel mit über 185 Stunden, Genève mit rund 190 Stunden und Lugano mit über 225 Stunden den sonnigsten Oktober in den homogenen Messreihen der Sonnenscheindauer. Am den Messstandorten Neuchâtel und Lugano sind die Daten zur Sonnenscheindauer seit 1959, in Genève seit 1897 homogen verfügbar.

In Payerne ist mit über 180 Stunden sicher der zweitsonnigste, in Zürich mit rund 160 Stunden der drittsonnigste Oktober zu erwarten. Am Messstandort Payerne sind die Daten zur Sonnenscheindauer seit 1964, in Zürich seit 1884 homogen verfügbar.

Extrem trockene Alpensüdseite

Auf der Alpensüdseite dauerte die Schönwetterperiode deutlich länger als in der übrigen Schweiz. Die anhaltend sonnige Periode erstreckte sich vom 5. bis zum 25. Oktober. Geringe Niederschläge gab es vom 1. bis am 3. sowie in der Nacht vom 21. auf den 22. Oktober. Die Niederschlags-Monatssummen bewegten sich im Tessin verbreitet nur zwischen 0.5 und 5.0 mm und in Südbünden zwischen 10 und 17 mm. Im Tessin gehört der Oktober 2017 damit zu den 5 trockensten Oktobermonaten in den über 100-jährigen Messreihen.

Gar keinen Oktoberniederschlag auf der Alpensüdseite gab es bisher nur im Jahr 1969. Die Alpensüdseite leidet seit längerer Zeit unter Niederschlagsarmut. Im südlichen Tessin lagen im laufenden Jahr sieben von zehn Monatssummen unter der Norm 1981–2010. Der Oktober ist bereits der dritte Monat mit extrem geringen Regenmengen.

Niederschlag im Norden, Smog im Süden

Mit dem Abzug des Schönwetterhochs nach Osten war der Weg frei für mehrere atlantische Niederschlagszonen. Am 20. und 21. Oktober floss mildfeuchte Luft aus Westen zur Schweiz. In der Schweiz fiel verbreitet etwas Niederschlag. Am 21. war das Tessin fest im Griff von schadstoffhaltiger Luft, die aus der Poebene einsickerte. In tieferen Lagen betrug die Sichtweite tagsüber um 5 km, am Abend sogar nur noch um 2 km.

Mit der Umstellung der Strömung auf Nordwest und Nord am 22. und 23. Oktober sank auf der Alpennordseite die Schneefallgrenze bis auf 1000 m, im Glarnerland sogar bis auf 700 m. Die Tageshöchstwerte bewegten sich nördlich der Alpen zwischen 10 und 12 Grad. Auf der Alpensüdseite sorgte der Nordföhn für reichlich Sonnenschein und Tageshöchstwerte bis 21 Grad.

Nochmals sonniges Herbstwetter

Vom 24. bis am 26. Oktober lag die Schweiz erneut im Einflussbereich eines umfangreichen Hochdruckgebietes über dem westlichen Mittelmeerraum. Landesweit gab es viel Sonne. Die Tageshöchstwerte erreichten am 24. im Süden 20 bis 24 Grad und am 25. im Norden 18 bis 21 Grad.

Stürmisch aus Norden

Auf den 27. Oktober verlagerte sich der Kern des Hochdruckgebiets zu den britischen Inseln und über Nordosteuropa entwickelte sich ein kräftiges Tiefdruckgebiet. Zwischen diesen Druckzentren floss am 27. und am 29. aus Norden feuchte und zunehmend kühlere Luft zur Schweiz. Am 29. bewegten sich die Tageshöchstwerte auf der Alpennordseite und im Wallis bei regnerischer Witterung noch zwischen 9 und 12 Grad.

Mit der kräftigen Höhenströmung gab es in den Bergen Windspitzen zwischen 100 und 120 km/h, vereinzelt auch 150 bis knapp 160 km/h. Durch die Täler der Alpensüdseite fegte ein kräftiger Nordföhn. Am 27. erreichten die Windspitzen 80 bis 100 km/h. Am 29. Oktober registrierte der Messstandort Piotta die Rekord-Windspitze von 110 km/h. In Poschiavo stieg die höchste Windspitze auf 117 km/h, Rang vier in der automatischen Messreihe seit 1981. Der Nordföhn brachte auf der Alpensüdseite Temperatur-Höchstwerte bis 24 Grad.

Kein Föhn auf der Alpennordseite

Der Oktober markiert normalerweise den Start in die nordalpine Föhnsaison, die dann bis Mai dauert. An den bekannten Föhnstandorten Altdorf und Vaduz gehört der Oktober zu den fünf aktivsten Föhnmonaten. Im langjährigen Mittel liefert er in Altdorf 47 und in Vaduz 40 Föhnstunden.

Im Oktober 2017 herrschte hier jedoch totale Föhnflaute. Nicht eine Minute Föhn wurde aufgezeichnet. Gar keinen Föhn im Oktober seit Beginn der automatischen Aufzeichnungen im Jahr 1981 gab es in Altdorf bisher nur in den Jahren 2007 und 2008, in Vaduz 1985, 1997 und 2007.

Die Wälder zeigten sich in prächtigen Farben

Die sonnigen Tage im Oktober liessen die Farben der Herbstbäume leuchten. Das kräftige Goldgelb von Lärche, Bergahorn, Birke, Linde und die gelben, orangen und braunroten Töne der verfärbten Buchenwälder wetteiferten mit dem blauen Himmel.

Die Blattverfärbung begann in diesem Jahr deutlich früher als im Mittel, nämlich bereits im September. Als Mittel wird für die Rosskastanie und Buche die 30-jährige Periode 1981–2010 betrachtet, für die andern Bäume die Periode 1996-2016, da ihre Beobachtung erst 1996 begann.

Die ersten Meldungen kamen mehrheitlich aus höheren Lagen, aber auch aus dem Mittelland wurden im September schon verfärbte Bäume gemeldet. Im Oktober ging die Verfärbung der Bäume weiter und Meldungen aus allen Höhenstufen trafen bei uns ein. Gelbe Lärchen wurden beispielsweise im Engadin in Zuoz am 2. Oktober und in St. Moritz am 12. Oktober beobachtet, 3 beziehungsweise 5 Tage früher als im Mittel.

Bei der Rosskastanie, dem Bergahorn, der Birke und den Linden wurden deutlich mehr Daten in den Klassen sehr früh und früh beobachtet als in der Klasse normal. Bei der Buche, der Lärche und der Vogelbeere gab es etwa gleich viele sehr frühe und frühe wie normale Beobachtungen.

Je nach Baumart betrug der mittlere Vorsprung 4 bis 16 Tage gegenüber dem Mittel. Die kühle Witterung im September führte zu dieser frühen Blattverfärbung, während die höhere Temperatur im Oktober dafür sorgte, dass sich die Blattverfärbung vermehrt wieder im normalen Zeitrahmen bewegte. Die ersten Bäume verloren bereits ihre Blätter, besonders Rosskastanien, Vogelbeeren und auch einige Buchen. Im Mittel verlieren die Buchen in Höhenlagen unter 600 m am 3. November ihre Blätter.

Artikelfotos: E. Zubler