Glace mit Bedacht geniessen

(Bildquelle: infoticker)

Tüte auf, Stängeli raus und mit Freude das Glace geniessen: So stellt man sich den Zvieri an einem heissen Sommernachmittag vor. Doch auch diese Medaille hat zwei Seiten.

In vielen Stängeli-Glaces ist Palmöl enthalten. Palmöl ist hauptverantwortlich für die Abholzung des Regenwalds in Indonesien und Malaysia. Dies hat auch für Herr und Frau Schweizer eine nicht unerhebliche Konsequenz, denn Regenwälder sind gigantische natürliche CO2-Speicher. Werden die Flächen gerodet, entweichen eine massive Menge an Treibhausgasen in die Atmosphäre. Nicht nur die weltweite Zivilgesellschaft, sondern auch die regionale und globale Natur und die Menschen vor Ort sind Verlierer.

Das Dilemma, dass die Ölpalme viel zu ertragsreich ist als dass man ihren Anbau und damit auch Palmölkonsum ignorieren könnte, kann man nicht wegdiskutieren. Deshalb sollten alternative Anbauarten nicht nur besprochen, sondern auch durchgezogen werden. Ein gutes Beispiel dafür ist der konsequente Anbau von Palmöl in kleinbäuerlichen Mischkulturen. Solange solche nachhaltige Anbauarten nicht die Regel sind, ist sowohl der Konsument wie auch der Produzent in der Pflicht, die Verwendung von Palmöl möglichst gering zu halten.

Palmölfreie Produktion in der Schweiz

Eine palmölfreie Produktion ist auch in der Schweiz möglich. Einige Betriebe (beispielsweise die Grossbäckerei Bertschi in Kloten) gehen mit gutem Beispiel voran und beweisen die Machbarkeit einer rentablen palmölfreien Produktion. Auch der grösste Milchverarbeiter der Schweiz, Emmi, beweist Feingefühl, so arbeitet er mit dem Zoo Zürich zusammen und produziert dafür seit 2016 extra palmölfreies Glace. Und es scheint den Zoo-Besucherinnen und - Besuchern nach wie vor zu schmecken: Über 290'000 "Glacestängeli" werden dort jährlich verkauft.

Ein Bewusstsein dafür, dass rund die Hälfte der Produkte des hiesigen Supermarkts Palmöl auf der Zutatenliste stehen haben, hilft dabei, die Dringlichkeit des Themas zu erkennen. Gerade beim Stängeli-Glace haben die Produzenten in den letzten Jahren Fortschritte gemacht: Einige substituieren das Palmöl mit alternativen Produkten, wie zum Beispiel Sonnenblumenöl.

Deklarationspflicht

In der Schweiz besteht seit dem 1.1.2016 Deklarationspflicht von Palmöl auf Lebensmitteln. Dem Konsumenten wird damit die Möglichkeit gegeben, sich über die Zutaten des jeweiligen Produkts zu informieren. So kann man auch der Glace-Verpackung eine allfällige Palmölbeigabe (gekennzeichnet als "palm", "Palmöl", "Palmfett" oder "Palmkernöl") entnehmen.

Jedoch kann man sich nie sicher sein, ob für eine bestimmte Marke Palmöl ein Go oder ein No Go ist. So beinhalten bestimmte im Verkauf erhältliche Erdbeer-Cornets Palmöl, während die Vanille- und Schokoladen-Cornets aus dem gleichen Haus ohne auskommen. Es gilt: Augen auf beim Glace-Genuss. Wo der Konsument im Food-Bereich aufgeklärt wird, herrscht im Non-Food Bereich übrigens Dunkelheit: In diesem Sektor besteht keine Deklarationspflicht. 

Artikelfoto: DocChewbacca (CC BY-SA 2.0)