Durch Geschlechtswechsel zum Superman

(Bildquelle: infoticker)

Im Zoo Basel schicken sich derzeit gleich drei Meerjunker-Weibchen an, zum Männchen zu werden. Der Meerjunker ist ein recht bunter Lippfisch aus dem Mittelmeer und dem Atlantik. Weibliche Tiere können im Verlauf des Lebens das Geschlecht wechseln.

Im Vivarium werden die meisten Fische älter als in der Natur, da sie kaum von Parasiten, Hunger, Krankheiten oder Räubern geplagt werden. So scheint es auch beim altgedienten Meerjunker-Harems-Chef im Zoo Basel zu sein. Obwohl noch prächtig gefärbt, hat er seine Aggressivität im hohen Alter fast aufgegeben. Fehlt das aggressive und dominante Auftreten, wandeln sich die grössten Weibchen zum Männchen um. Seine Alters-Sanftmut liess nun offenbar gleich drei Weibchen diesen Schritt wagen.

Bunt und beliebt bei den Weibchen

Im Vivarium leben Meerjunker wie in der Natur in drei unterschiedlichen Erscheinungsformen: Es gibt die grossen und bunten Prachtmännchen (auch "Supermännchen" genannt), die mittelprächtigen Übergangsformen und drittens die kleineren sogenannten Schlichttiere.

Die meisten der unscheinbar braungefärbten Schlichttiere sind Weibchen. Nur einige wenige sind fast identisch aussehende Männchen. Die Schlichttiere laichen nur gelegentlich miteinander, da sich die Weibchen viel lieber mit den bunten Prachtmännchen einlassen.

Vom Schlichtweib zum Prachtsmann

Prachtmännchen sind deutlich grösser als ihre schlichten Geschlechtsgenossen, bilden Reviere und halten sich Harems. Sie sind auffällig gefärbt und benehmen sich fast schon protzig-aggressiv: besitzergreifend und beherrschend umkreisen sie ihre Weibchen und vertreiben jedes andere Prachtstier.

Aber - und das ist das Besondere - die Prachtmännchen haben ihr Leben nicht als Männchen begonnen. Es sind umgewandelte Schlichttier-Weibchen, die aufgrund ihrer weiblichen Chromosomen ausschliesslich Töchter zeugen. Männlicher Nachwuchs bleibt ihnen aufgrund ihrer genetischen Ausstattung versagt. Nur die echten (Schlicht-) Männchen haben auch Söhne. Schlichte Meerjunker-Männer werden jedoch von den Weibchen meist verschmäht und haben deshalb nur wenig Nachwuchs.

Aus dieser etwas komplizierten Konstellation entsteht ein krasser Töchterüberschuss. Spermien werden in der Natur millionenfach häufiger produziert als Eier. Die Meerjunker erhöhen durch den Weibchenüberschuss die Anzahl Eier, was den Fortpflanzungserfolg insgesamt erhöht. Den Meerjunker trifft man sehr häufig an den Küsten des Mittelmeers und des Ost-Atlantiks. Im Vivarium leben sie im Aquarium Nummer 11.

Artikelfotos: Zoo Basel