Der Glückspilz in uns - Forscher behaupten: Glück ist planbar!

Finanziell ausgesorgt zu haben, eine innige Beziehung zu einem Partner führen oder beruflich erfolgreich sein - diese Dinge würden wahrscheinlich viele Menschen angeben, wenn sie ihr persönliches Bild von Glück definieren sollten. Doch wie sind diese Dinge zu vereinen? Und bildet das Dreigestirn...

Der deutsche Soziologe und Glücksforscher Jan Delhey meint, die Glücksformel gefunden zu haben. Auf den Punkt gebracht lautet diese: Plane dein Glück! Aber was heisst dies genau? Konkret spricht der Gesellschaftsforscher von einem "Dreieck des Wohlbefindens", das sich aus "Haben, Lieben und Sein" zusammensetzt.

  • Das Haben beschreibt sämtliche materiellen Dinge, die sich direkt auf die individuellen Lebensbedingungen auswirken, Geld ebenso wie Gebrauchs- und Luxusgegenstände.
  • Mit dem Lieben sind nicht nur partnerschaftliche Beziehungen auf emotionaler und sexueller Ebene gemeint, sondern auch anderweitige soziale Kontakte, Freundschaften oder auch berufliche Partnerschaften.
  • Das Sein umfasst Tätigkeiten, mit denen Menschen ihr Leben füllen. Vom Beruf bis zum Hobby fallen sämtliche Aktivitäten unter das Stichwort Sein.

Nun definiert aber jeder sein Glück etwas anders. Manch einer gewichtet sein Hab und Gut mit grösserer Relevanz als eine partnerschaftliche Beziehung. Für den einen sind Urlaub und Reisen wichtiger als berufliche Erfolge. Schlussendlich, so Jan Delhey, gehe es beim Glück nicht um Höchstbelastung; nicht alle Kategorien müssten vollends erfüllt sein. "Ein gesunder Dreiklang, der macht es aus."

Ein zentraler Aspekt ist hierbei auch das langfristige Denken. Kurzfristige Glücksmomente würden zwar in einem regelrechten "Flow-Effekt" münden und intensiver wahrgenommen, klingen aber auch schnell wieder ab. Stattdessen sollte man sein Glück eher an langfristige Ziele knüpfen. Nicht der schnelle Gewinn im Online-Casino, sondern die finanzielle Absicherung im Alter ist wichtig, nicht die einmalige Überwindung zum Sport, sondern der permanente Gang ins Fitnessstudio hält gesund und macht - langfristig - glücklich.

Was ist Glück eigentlich?

Natürlich kann man das Glück auch etwas pragmatischer betrachten. Immerhin entstehen Glücksgefühle im Gehirn, sind nichts weiter als ein biochemischer Prozess. Und auch wenn ein jeder womöglich sein ganz eigenes Glücksrezept verfolgt, aus physiologischer Sicht sind wir alle auf dieselbe Art und Weise glücklich.

Dabei haben Neurowissenschaftler noch immer nicht gänzlich erforscht, was Freude eigentlich im Hirn bewirkt und wie diese zustande kommt. Einen ganz simplen Ansatz verfolgt diese Theorie: Sobald die Grundbedürfnisse des Menschen gestillt sind, ist dieser glücklich. Soll heissen: Nahrung und Fortpflanzung - ist dieses gesichert, hat der Mensch keinen Grund zur Beschwerde. Dass es am Ende wohl doch nicht ganz so einfach ist, weiss jeder, der trotz vollen Kühlschranks und leidenschaftlicher Partnerschaft nicht vollends glücklich war.

In den sechziger Jahren gingen Forscher davon aus, der Botenstoff Dopamin sei für die Entwicklung von Freude verantwortlich. Neuere Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass Dopamin nicht der Ursprung von Glück und Freude ist, sondern ein Bedürfnis reguliert. Soll heissen: Dopamin regt ein spezifisches Verlangen an. Für die Empfindung des Glücks aufgrund der Befriedigung des Verlangens zeigen sich jedoch andere Stoffe verantwortlich.

Und diese zählen zur Stoffklasse der Opioide. Auch dies sind Botenstoffe. Hierunter fallen die bekannten Endorphine, allerdings auch Drogen wie Heroin. Die Rezeptoren, die auf Opioide reagieren, sind über das gesamte Hirnareal verteilt. Glück entsteht folglich an ganz verschiedenen Stellen, kann folglich auch unterschiedliche Ursachen haben. Die Theorie, dass es nur Nahrung und sexueller Aktivität bedürfe, erscheint aufgrund dieser Kenntnis zu simpel.

Mittlerweile weiss die Neurowissenschaft sogar: Teils ist die Freude an Sinneseindrücken angeboren. Manche besitzen von Geburt an ein Faible für bestimmte musikalische Klänge, andere für spezifische Düfte. Ein Weltrezept für Glück kann es also gar nicht geben. Ein jeder bleibt somit seines eigenen Glückes Schmied. Man muss nur wissen, was einen wirklich glücklich macht.

Glück ist kein Dauerzustand - und das ist auch gut so

Permanent glücklich zu sein, das schafft aber wohl trotzdem keiner. Zumindest ein ständiges Bewusstsein über seinen persönlichen Glückszustand zu schaffen, dürfte schwierig werden. Denn ein Glücksgefühl klingt stets wieder ab und muss sozusagen permanent erneuert werden. Besonders geeignet sind hierfür übrigens neue oder unerwartete Dinge.

Das Belohnungssystem des Menschen ist auch gar nicht darauf ausgelegt, permanentes Glück zu erzeugen. Vielmehr soll es das stete Streben nach Freude und Glück anregen. Dies ergibt auch Sinn. Andernfalls würde der Mensch wahrscheinlich in seinem Glücksgefühl verharren und in Passivität versinken.

Manch einer mag dies kennen: Wer zufrieden ist, der ist in der Regel auch untätig. Schliesslich hat er ein Ziel erreicht. Erst wenn die Freude darüber abklingt oder ein anderes Ziel in den Fokus rückt, wird der Mensch zu erneuter Aktivität angespornt. Ist er dann aber nicht mehr glücklich?

Der deutsche Soziologe Jan Delhey hat auch hierfür die passende Antwort parat: Man solle ein "Dankbarkeitstagebuch" führen. Hierin notiert man alle Dinge, für die man dankbar ist. Auf diese Weise erhält man sich nicht nur eine Art permanentes Glücksbewusstsein, man besitzt auch ein effektives Mittel, an trübseligen Tagen optimistisch dreinzublicken. Das persönliche Glück wird auf diese Weise gewissermassen planbar.