Brasilien feiert Tierschutz mit Karneval

(Bildquelle: infoticker)

Sambaschule Aguia de Ouro nimmt sich der Thematik an, um die Menschen für den Tierschutz zu sensibilisieren. Wer sich engagieren will, kann mit seinem Haustier durch die Initiative "Your Pet on the Avenue" an dem Umzug teilnehmen.

Der Karneval in Brasilien ist weltbekannt. Diese grösste Karnevalsfeier der Welt versetzt die Welt mit ihrer Schönheit, Pracht und der grenzenlosen Freude der Menschen immer wieder in Erstaunen. Der Karneval hat eine lange Tradition, und gefeiert wird im ganzen Land. Aber die Umzüge, die in den Sambadromen in Sao Paulo und Rio de Janeiro stattfinden, finden mit ihren Shows ohne Zweifel das grösste internationale Interesse.

Entgegen den brasilianischen Karnevalsbräuchen hat sich die Paulistana-Sambaschule Aguia de Ouro ('Goldener Adler') mit einer engagierten Tierschützerin zusammengetan, um die Thematik in das Bewusstsein zu rücken. Die Schule wird in ihrer Show komplett auf Federn verzichten.

Mehr als 19 Tonnen Federn

Nach Schätzungen kosten die 26 kunstvollen Umzüge in Sao Paulo (14) und Rio de Janeiro (12) jedes Jahr um die 35 Millionen US-Dollar. Dabei werden mehr als 19 Tonnen Federn als Schmuck und als ästhetische Note der Feierlichkeiten verwendet. Für die Mehrzahl der Carnavalescos ist ein Karneval ohne Federn undenkbar. Sie werden nicht nur als Blickfang auf den Kostümen, sondern auch als Überzug der Verkleidung der Umzugswagen verwendet.

Bei jedem Umzug kommen ca. 750 Kilo Federn zum Einsatz, die durchschnittlich für 330 US-Dollar pro Kilo verkauft werden. Jede Sambaschule gibt so um die 330'000 US-Dollar für Federn aus, was eine Summe von 8,5 Millionen US-Dollar nur für die grossen Produktion ergibt. "Diese Statistiken beinhalten nur die Sondergruppen. Es gibt aber in ganz Brasilien so viele Feiern mit Shows, und Federn sind immer dabei. Es ist eine unendliche Geschichte, und die Feiern sind untrennbar mit Tod verbunden", erklärt Carnavalesco Amarildo.

Qualvolle Methode

Speziell für das Festival werden hauptsächlich Federn von Enten, Fasanen und Straussen verarbeitet. Die Straussenfedern sind prachtvoll und imposant. Aber der Schein trügt. Die Federn werden von den Tieren nicht einfach so "hergegeben", als ob sie einfach abgefallen wären. Nein, sie werden zumeist mit Gewalt herausgezogen. Strausse werden ihr ganzes Leben lang auf diese Weise gequält.

Fasane (und auch Gänse) werden dagegen oftmals in Gefangenschaft gezüchtet, um ihnen dann die Federn auszureissen. "Es war viel Arbeit, um ein Karnevalskonzept ohne Federn zu entwickeln. Wir verwenden jetzt statt Federn Elemente, die aus PET-Kunststoffflaschen hergestellt werden", so Amarildo weiter.

Your Pet on the Avenue

Ein Umzugswagen ist Filmgeschichten gewidmet und zeigt Tiere als grosse Stars. Auf einer Großleinwand werden mehr als 80'000 Fotos von Menschen gezeigt, die zusammen mit ihren Haustieren den guten Zweck unterstützt haben. Das Projekt "Your Pet on the Avenue" kommt der Schule zugute und ein Teil der Erlöse geht an den Naturschutzverein Rancho dos Gnomos (Associacao Santuario Ecologico Rancho dos Gnomos), der verschiedene Tierarten aufnimmt.

Wenn Sie mitmachen wollen, klicken Sie einfach auf www.petintheparade.com, füllen Sie den Anmeldebogen aus, spenden Sie 15, 30 oder 60 US-Dollar über Paypal und übermitteln Sie ein Foto, das beim Umzug erscheinen soll. Aguia de Ouro ist die 7. Sambaschule, die am 24. Februar auf der Paradestrasse auftritt, am ersten Umzugstag der Schulen in der Sondergruppe Sao Paulo.

Wenn die Schule ihren Paradeweg beginnt, erhalten die Teilnehmer eine E-Mail, die den Umzugsstart verkündet. "Wir wollen, dass die ganze Welt mit ihren Haustieren - egal welchen - bei dem Umzug präsent ist", unterstreicht Amarildo.

Ehrungen und Attraktionen

Unter dem Motto "Wer Liebe gibt, bekommt Liebe zurück" wird diese Thematik von der Schule bei dem Umzug auf verschiedene Weise beleuchtet. An erster Stelle stehen Hunde aufgrund ihres starken Bands mit dem Menschen, aber es werden auch andere Tiere präsentiert.

Geehrt werden unter anderem der Wal Tilikun, der Gorilla Harambe und der brasilianische Jaguar Juma. Ein Umzugswagen erzählt die Story dieser Tiere: der Orca von SeaWorld (Orlando, USA), Protagonist in der Dokumentation 'Blackfish', der Gorilla, der in einem Zoo in Cincinnati (Ohio, USA) getötet wurde, nachdem er einen 4-jährigen Jungen packte, der in sein Gehege gefallen war, und der Jaguar, der von der brasilianischen Armee getötet wurde, nachdem das Olympische Feuer während der Feiern zu den Olympischen Spielen 2016 durch die brasilianische Stadt Manaus kam.

Tierschutz gewinnt an Bedeutung

Ihre Geschichten stehen beispielhaft für einen weltweiten Missstand und sollen weiter das Bewusstsein dafür schärfen, wie Tiere leiden, die ausserhalb ihres natürlichen Lebensraums gehalten werden, was oft zu ihrem Tod führt.

"Wir haben jetzt Tierschutz mit Samba verknüpft", erklärt der Carnavalesco der Schule, Amarildo de Mello, mit Nachdruck. Weiter sieht er dies als einen grossen Schritt nach vorne, der beweist, dass der Tierschutz in Brasilien immer mehr an Bedeutung gewinnt. Andererseits lässt er keinen Zweifel daran, dass das Land bei der Thematik im Vergleich zum Rest der Welt immer noch in den Kinderschuhen steckt.

"Wir werden uns weiter dafür einsetzen, so viele Menschen wie möglich davon zu überzeugen, dass Tiere unseren Respekt verdienen", sagt Luisa Mell, Botschafterin der Schule, die sich in Brasilien stark für den Tierschutz engagiert.

Tiere im Zirkus fehl am Platz

Bei dem Umzug werden noch weitere Geschichten erzählt. Neben Filmen beschäftigt sich die Schule auch mit dem Zirkus und hebt hervor, dass die Manege kein Wald ist und Tiere bei Zirkusspektakeln fehl am Platz sind.

Bei dem Umzug werden ausserdem Blindenhunde geehrt, die gemeinsam mit blinden Menschen und ihren Verwandten in der Parade laufen. Figuren wie Snoopy, Scooby-Doo, Rin Tin Tin, Knecht Ruprecht (aus den Simpsons) sowie Tierkreationen des brasilianischen Comiczeichners Mauricio de Sousa sind ebenfalls zu sehen.