Babys an feste Nahrung gewöhnen – so funktioniert die Umstellung

Muttermilch ist gut und wichtig, doch ab dem 5.-7. Monat wird es für jedes Baby Zeit, die erste feste Nahrung zu probieren. Nur so können der steigende Energie- und Nährstoffbedarf, aber auch der Eisenbedarf künftig gedeckt werden. Stillen allein ist ab diesem Zeitpunkt also nicht mehr ausreichend....

Aller Anfang ist schwer

Kinder beobachten im Laufe ihres Wachstums immer häufiger das Essverhalten ihrer Eltern und beginnen damit, nach Lebensmitteln zu greifen, um diese kennenzulernen. Diese Neugierde ist durchaus gesund, allerdings sollte nicht alles uneingeschränkt in Kinderhände gelangen, denn es besteht auch eine gewisse Gefahr des Verschluckens und sogar Erstickens. Nicht geeignet zum Kennenlernen fester Nahrung sind zum Beispiel:

  • Ungeschälte Apfelstücke oder harte Karottenstücke
  • Glatte, runde Lebensmittel wie Trauben oder jede Art von Nüssen

Besser geeignet sind hingegen Lebensmittel, die schnell weich werden oder es bereits sind. Darunter fallen Brotwürfel, Zwieback oder gegartes Gemüse. Auch kleine Obststücke wie Banane, Birne oder Pfirsich eignen sich. Sogenannte Babykekse sollten hingegen lieber vermieden werden, da sie viel Zucker enthalten.

Umgewöhnung – wie funktioniert das?

Zunächst einmal sollte eine klare Rollenverteilung herrschen. Eltern haben die Aufgabe, sich um gesunde und kindergerechte Mahlzeiten zu kümmern. Kinder entscheiden aber trotzdem jederzeit selbst darüber, wie viel und was sie essen möchten. Hierbei nimmt das Kind die Rolle eines Forschers und Entdeckers ein und sollte dementsprechend darin ermutigt werden, neue Lebensmittel zu probieren. Eltern müssen dabei als gutes Vorbild vorangehen. Wer sich nicht sicher ist, wann der Zeitpunkt für das Zufüttern fester Nahrung tatsächlich gekommen ist, der kann und sollte auf folgende Anzeichen achten:

1. Das Kind wiegt mindestens doppelt so viel wie bei seiner Geburt und mindestens 5.9 kg

2. Es bewegt den Mund, wenn es andere Menschen beim Essen beobachtet

3. Das Kind hat noch immer Hunger, auch wenn es gerade eine grosse Menge Mutter- oder Fertigmilch getrunken hat

4. Es hält seinen Kopf eigenständig hoch und kann aufrecht sitzen

 

 

Anfangs sollten dem Baby nach und nach immer wieder neue Nahrungsmittel zum Kennenlernen vorgeschlagen werden. So kann auch in aller Ruhe herausgefunden werden, ob womöglich eine Allergie oder Unverträglichkeit besteht. Dies äussert sich meist in Form von Ausschlag im Gesicht oder im Windelbereich, auch Erbrechen oder Durchfall sind möglich. Zudem benötigen Babys nicht so viel Zucker wie Erwachsene – dementsprechend muss dem Essen also kein zusätzlicher Zucker hinzugefügt werden, auch wenn Eltern es vielleicht als fad empfinden. Selbiges gilt übrigens auch für Salz.

Zu Beginn wird die erste feste Nahrung stets mit einem Löffel gereicht, niemals mit der Flasche. Währenddessen sitzt es auf dem Schoss, wobei Kopf und Nacken ausreichend gestützt sind. Gesprochen werden sollte eher leise und bedächtig, denn das Kind muss sich zunächst noch sehr beim Essen konzentrieren. Das Umgewöhnen bzw. das Füttern funktioniert dann folgendermassen:

  • Den vollen Löffel vor den Mund des Babys halten und darauf warten, dass es ihn öffnet. Will es den Mund nicht öffnen, kann ein wenig Essen mit dem Löffel behutsam auf die Lippen gestrichen werden.
  • Erst einmal die Aufmerksamkeit des Babys mit dem Löffel erwecken, bevor selbiger dem Kind in den Mund gesteckt wird.
  • Verschliesst es seinen Mund oder dreht sich weg, aufhören und nicht bedrängen.
  • Das Kind möchte das Essen womöglich mit den Fingern anfassen und es so kennenlernen. Das ist kein Problem und sollte auf jeden Fall erlaubt werden.
  • Auch die eigene Mimik gilt es zu berücksichtigen. Wer die Stirn runzelt während des Fütterns oder generell unzufrieden und angestrengt schaut, überträgt diese negativen Emotionen aufs Kind und sorgt nur unnötig für Verwirrung.
  • Nichtsdestotrotz spielen Muttermilch und Fertigmilch übrigens weiterhin eine wichtige Rolle. Zukünftig sollte das Kind aber immer erst dazu ermutigt werden, feste Nahrung zu sich zu nehmen, bevor zur Flasche gegriffen wird.

Häufige Probleme beim Füttern und Umgewöhnen

Nicht immer läuft die Umstellung reibungslos ab und einige Schwierigkeiten können sich sehr hartnäckig halten. Im schlimmsten Fall können sie sogar zu einer ernsthaften Störung werden, die sowohl das Kind als auch die ganze Familie belasten. Laut Kindergesund-info.de bestehen schwere Fütterstörungen bei etwa 3-10 Prozent der Kinder. Darunter fallen zum Beispiel folgende Problematiken:

  • Das Kind braucht regelmässig sehr viel Zeit, um gefüttert zu werden
  • Nahrung wird hartnäckig verweigert
  • Bei der Auswahl der Lebensmittel ist es sehr wählerisch
  • Das Kind entwickelt eine ausgeprägte Unlust am Essen
  • Damit das Kind isst, ist extreme Ablenkung notwendig
  • Essen wird ständig wieder hochgewürgt, ohne dass es hierfür organische Ursachen gibt
  • Hunger oder Appetit lassen sich nie erkennen
    Im Extremfall kann es auch zu sogenannten "Gedeihstörungen" kommen. In einem solchen Fall verliert das Kind an Gewicht oder nimmt nur sehr unzureichend oder gar nicht zu. Daraus resultieren nicht selten auch Verzögerungen im Wachstum. Hält ein solcher Zustand länger an, ist in jedem Fall ein Mediziner zu kontaktieren.

Das frühe Säuglingsalter ist besonders problematisch

Insbesondere im ersten Lebenshalbjahr treten diese Formen von Fütterstörungen auf. Das liegt auch daran, dass Säuglinge ihren Hunger nicht signalisieren können und gleichzeitig rasch ermüden, schnell abgelenkt werden oder Schwierigkeiten mit dem Saugen und Schlucken haben. Oft sind diese Probleme an weitere Schwierigkeiten gekoppelt, etwa Schlaf- oder Schreiprobleme. Wer hier nicht zügig handelt, muss gegebenenfalls damit rechnen, dass ein Teufelskreis entsteht: Denn die Eltern können diese Probleme schnell als eigenes Versagen interpretieren, fühlen sich abgelehnt oder unter Druck gesetzt. Dementsprechend entwickeln sie immer mehr Angst und Abwehr, wenn es um das Füttern geht. Um das Kind zum Essen zu bewegen, reagieren sie vielleicht ebenfalls mit Druck, worauf das Kind wiederum mit Abwehr reagiert.

Diese Probleme können sich bisweilen auch im zweiten Lebenshalbjahr fortsetzen, wenn die Kinder feste Nahrung verweigern oder nur unter Ablenkung essen. Kommen sie dann ins Kleinkindalter, so lassen sie sich häufig nur dann zum Essen bewegen, wenn sie gerade spielen oder herumlaufen.