Alkohol-Verkaufsverbot auf Autobahnraststätten wankt

Nachdem der Nationalrat den Verkauf und den Ausschank von Alkohol auf Autobahnraststätten zulassen will, hat auch die "Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen" des Ständerates dasselbe vorgeschlagen. Sucht Schweiz ruft zusammen mit der "Koalition für eine Verantwortungsvolle Alkoholpolitik" den...

Das Verkaufs- und Ausschankverbot für Alkohol auf Autobahnraststätten reduziert den Alkoholkonsum genau dort, wo er zu einer unmittelbaren und lebensbedrohenden Gefahr für Dritte wird: Zum einen besteht zwischen dem Konsum von Alkohol im Strassenverkehr und schweren Verkehrsunfällen ein direkter Zusammenhang. Jeder achte schwere Unfall im Strassenverkehr wird durch Alkohol mitverursacht. Zum andern ist die Einschränkung der Erhältlichkeit von Alkohol eine der wirksamsten Präventionsmassnahmen.

Ausschankverbot aufheben, obwohl es wirkt?

Das Hauptargument der Ständeratskommission für die Aufhebung des Verbots war, dass der Grossteil der Unfälle, bei denen Alkohol im Spiel ist, innerorts und nicht auf Nationalstrassen geschieht. Dies als Argument für die Aufhebung des Verbots anzuführen, ist widersinnig: Die kleinere Anzahl alkoholbedingter Unfälle auf Autobahnen ist die direkte Folge des Ausschankverbots!

Bevölkerung ist klar für Beibehaltung des Verbots 

Bereits der Aufhebungsentscheid des Nationalrats hat in der Bevölkerung Kopfschütteln ausgelöst: Eine Befragung der BFU hat gezeigt, dass 82 Prozent der Befragten für die Beibehaltung des Verbotes sind. Für sie ist es unverständlich, dass unsere Volksvertreterinnen und -vertreter die Bevölkerung durch mehr alkoholisierte Fahrzeuglenker in Gefahr bringen wollen.

Dass die Ständeratskommission auf die Selbstverantwortung der alkoholisierten Lenkerinnen und Lenker hinweist, befremdet: Diese gefährden schliesslich nicht nur sich selbst, sondern auch andere Verkehrsteilnehmende.

Schlechtes Signal: Alkohol ein Muss für Autofahrer?

Jahrelange Kampagnen haben die Bevölkerung erfolgreich dafür sensibilisiert, dass Alkohol am Steuer nichts verloren hat. Für die Bevölkerung ist es unverständlich, dass Autofahrerinnen und -fahrer nun plötzlich wieder mehr Zugang zu Alkohol haben sollen.

Auch die Idee, dass die wenigen Beifahrerinnen und -fahrer (in den meisten Autos sitzt nur die lenkende Person) in Autobahnraststätten unbedingt Alkohol erhalten müssten, ist befremdlich: Angesichts 250'000 Alkoholabhängiger in der Schweiz ist eine Liberalisierung und Ausweitung des Zugangs zu Alkohol beinahe zynisch. Denn erwiesenermassen bringt jede Ausweitung auch einen Mehrkonsum mit sich.

Wird der Ständerat die wirtschaftlichen Interessen von rund 60 Autobahnraststätten höher gewichten als die berechtigten Schutzinteressen der Bevölkerung?

Artikelfoto: stevepb (CC0 Creative Commons)