Zeit und Geld als Hindernis beim Kinderwunsch

CC0 Creative Commons
CC0 Creative Commons (Bildquelle: satyatiwari)

Sieben von zehn Schweizern haben Kinder oder wünschen sich welche. Aber finanzielle Probleme und Karriere verhindern oft die Erfüllung dieses Wunsches. Dies ergab eine repräsentative Umfrage der Online-Partneragentur ElitePartner bei 1‘500 Schweizern zwischen 18 und 69 Jahren. Als optimale Art der Kinderbetreuung favorisieren Männer wie Frauen eine gleichberechtigte Verringerung der Arbeitsstunden. Nicht-Akademiker allerdings finden häufiger, dass die Frauen zugunsten der Kinderbetreuung beruflich zurückstecken sollten.

Der Wunsch nach eigenen Kindern ist in der Schweiz ungebrochen hoch. Unabhängig vom Alter geben nur rund 29 Prozent der Befragten an, weder Kinder noch einen Kinderwunsch zu haben. Für alle andern gehören Kinder im Idealfall zu einem erfüllten Leben dazu. Auch bei den Jungen ist dieser Wunsch sehr ausgeprägt: Mehr als zwei Drittel der 18 bis 29-Jährigen möchten (noch mehr) Kinder (68%). Allerdings gibt es gewisse Faktoren, welche die Befragten daran hindern können, den Wunsch umzusetzen.

Gefragt nach den Gründen, die einen heutzutage vom Kinderwunsch generell abhalten können, zeigen sich besonders Frauen verunsichert. Egal ob Finanzen, Karriere, das Fehlen des passenden Partners, die grosse Verantwortung oder gesundheitliche Gründe - Frauen bewerten alle Hindernisse schwerwiegender als Männer. Unabhängig von Alter, Geschlecht und Beziehungsstatus sind jedenfalls Sorgen um die finanzielle Situation bzw. Zukunftsängste (60%), Sorgen um Job und Karriere (51%) oder auch das Fehlen eines passenden Partners (48%) die meistgenannten Gründe.

Idealvorstellung: Eine gleichberechtigte Aufteilung von Job und Kinderbetreuung

Gefragt, wie für sie die ideale Organisation der Kinderbetreuung aussehe, sprechen sich Männer und Frauen am häufigsten für die gleichberechtigte Reduktion der Arbeitsstunden aus (Männer 45%, Frauen 51%). Danach sehen alle Befragten eher die Mütter in der Pflicht: diese sollen in "Babypause" gehen und nach dem beruflichen Wiedereinstieg soweit Stunden reduzieren, um die Betreuung ausserhalb von Kindergarten oder Schule zu gewährleisten.

Ein Viertel der Befragten kann sich auch vorstellen, dass die Mütter ganz zu Hause bleiben, bis die Kinder nicht mehr schulpflichtig sind. Für jeden und jede Vierte wäre auch eine zeitlich versetzte Babypause von beiden Elternteilen eine mögliche Lösung.

Mehr Männer als Frauen fänden aber auch eine längerfristige Betreuung durch die Väter vorstellbar. Einige können sich durchaus vorstellen, dass nur diese Arbeitsstunden reduzieren (Männer 15%, Frauen 12%) oder eine Babypause einlegen (Männer 12%, Frauen 9%).

Nicht-Akademiker sind traditioneller eingestellt

Die Vorstellung, wie die ideale Aufteilung der Ressourcen bei der Kinderbetreuung aussehen soll, unterscheidet sich nicht nur zwischen den Geschlechtern, sondern hängt auch vom Ausbildungsgrad der Befragten ab: Zwar steht die Variante der gleichberechtigten Kinderbetreuung mit gleicher Reduktion von Arbeitsstunden bei allen an erster Stelle, doch ist sie bei Akademikern populärer als bei Nicht-Akademikern (56% vs. 43%).

Letztere sprechen sich deutlicher als Akademiker dafür aus, dass die Mutter eine „Babypause“ macht (33% v. 26%) oder zu Hause bleibt, bis das Kind nicht mehr schulpflichtig ist (28% vs. 17%). Akademiker können sich wiederum häufiger vorstellen, dass beide Partner ihrem Job nachgehen und das Kind fremdbetreut wird (18% vs. 7%).

Diplom-Psychologin Lisa Fischbach: "In Zeiten der Liberalisierung der Geschlechterrollen sind die Gestaltung der Elternzeit sowie die Organisation der Kinderbetreuung deutlich weniger durch ein traditionelles Rollenverständnis geregelt. Paare sind dadurch viel mehr gefordert, Bedürfnisse miteinander zu verhandeln und Kompromisse zu finden, vor allem, wenn zunehmend mehr Frauen die klassische Aufgabenverteilung zurückweisen oder Männer Kindererziehung in ihr Selbstbild integrieren.

Die grössten Profiteure einer modernen Familiengestaltung und gesellschaftlichen Akzeptanz alternativer Modelle sind definitiv die Kinder, die im besten Fall Mutter und Vater als engagierte Eltern erleben.“

Studiensteckbrief

Die Studie im Auftrag der Online-Partneragentur ElitePartner wurde vom digitalen Markt- und Forschungsinstitut Marketagent.com durchgeführt. Das Institut befragte im Dezember 2017 mittels Online-Interviews 1.510 Schweizerinnen und Schweizer im Alter zwischen 18-69 Jahren. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die Schweizer Gesamtbevölkerung.